Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage in der Stadt
Montag! Weltfrauentag! Daher wird eine Kundgebung abgehalten, die unter dem Motto „Alles für alle statt Arbeit umsonst! FrauenLesbenTransgender across borders against borders!“ steht. Da hat frau sich viel vorgenommen, und wird das sicher mit Musik und Megafon dem staunenden Mitte-Publikum an den Infoständen am Hackeschen Markt erläutern. Anschließend bricht frau dann zur einer Party im X-B-Liebig auf. Anzumerken ist, dass abseits dieser Kundgebung der 8. März anscheinend nicht mehr begangen wird. Ist der Backlash also auch in der Linken angekommen? Muss wohl. Am Samstag gibt es in Köpenick eine Demonstration, die auch viel will: nämlich einerseits die NPD abschaffen, andererseits auf die Verflechtungen der 1. FC Union-Fans mit der rechten Szene hinweisen und schließlich auch noch vor dem Abschiebeknast in der Grünauer Straße die Solidarität mit den so genannten „Abschüblingen“ beweisen. Ist sicher gut gemeint, doch auch ein bisschen viel auf einmal, oder? Meinte man es übel, könnte man denken, dass sich hier Leute vor allem im Gutsein gefallen wollen. Ebenfalls am Samstag findet eine Gedenkkundgebung statt, die eigentlich am 11. Januar stattfinden sollte – es geht um den vor hundert Jahren begonnenen Krieg deutscher Kolonialtruppen gegen das aufrührerische Volk der Herero und der Nama. Die sollten auf Wunsch des deutschen Kaisers vernichtet werden. Im Rahmen der „Anticolonial Africa Conference Berlin 2004“ wird daran erinnert, dass sich das damalige Deutsche Reich als eine den anderen Kolonialmächten in Gräueltaten in nichts nachstehende Macht zeigte. Hierzulande verdrängt man diese Geschichte ja gern und präsentiert in diversen Museen noch immer geraubtes Kulturgut. Wenn jedoch Restitutionsansprüche aufkommen, wird über solche Beutekunst nicht geredet.