Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Das ist jetzt vielleicht ein Jammern auf höchstem Niveau, und ein Jammern bleibt es doch, wenn man gar nicht mehr weiß, wo man nun hinhören soll in diesen Tagen, die einem von heute weg an drei Tagen im Admiralspalast einfach mal so Calexico, Tortoise, Yo La Tengo und Lambchop bescheren zum 20. Geburtstag von City Slang. Und in der Heldenklasse spielt doch bestimmt auch Grant Hart, dem man zu seinen Hüsker-Dü-Tagen bestimmt nicht so nah sein durfte wie im Kingkongklub am Sonntag, an dem man übrigens auch die Gorillaz im Velodrom sehen könnte. Und wieso sollte man sich nicht dafür interessieren, wie Deep Puple, am Dienstag in der Max-Schmeling-Halle, eigentlich heutzutage mit „Smoke on the Water“ umgehen? Helmet – am Mittwoch im SO 36 – jedenfalls machen weiter ihre Noise-gefütterte Sturkopfmusik, zu der man alternativ oder als Vorbereitung am Samstag im Schokoladen den Frickelcore von The Antikaroshi hören kann, die halt noch nicht ganz so musikalische Promiklasse sind, was aber auch mal entspannend ist. Und immer noch mehr: Bei Sleepy Sun rattert die Musik der Stichwortkatalog Slow-Motion-Rock, träge Melodien, Jefferson Airplane, folkloristische Leichtigkeit, It’s a Beautiful Day herunter, beziehungsweise sie räkelt sich darin, was dann eben allerfeinste Neo-Psychedelica ergibt. Die Band aus Kalifornien spielt am Dienstag im Bang Bang Club, während an dem Abend in der Volksbühne Nurse With Wound ihre collagierte Seltsammusik für die eher fortgeschrittenen Hörer präsentieren, die sowieso noch nie an die Hitparade geglaubt haben. Viel weiter davon entfernt wie hier war Musik nie. Um Schönheit geht es ihr trotzdem. Auch und ganz anders schön: der dunkel vibrierende Folk der Smoke Fairies, zwei Musikerinnen aus England mit der momentan wohl beeindruckendsten Bewerbung um den Fairport-Convention-Gedächtnispreis. Am Mittwoch im Comet. Highly recommended. Problem nur, dass an dem Tag auch noch Giant Sand im Lido spielen, die immer für einen gern mal aus dem Ruder laufenden und zum Schrabbeljazz mutierenden Lofi-Country-Folk-und-Wüstenrock gut sind oder zu was Giant-Sand-Hauptmann Howe Gelb halt gerade Lust hat. Ohne Schrabbeljazz und die sonstigen Irritationen könnte das glatt wie Calexico klingen, deren Musiker das ja auch bei Howe Gelb und Giant Sand so gelernt haben, womit gleich wieder der Bogen zum Anfang des Texts geschlagen wäre. Will the circle be unbroken.

■ Sleepy Sun: Bang Bang Club, Di, 21 Uhr. 14 €

■ Nurse With Wound: Volksbühne, Di, 20 Uhr. 29 €

■ Smoke Fairies: Comet, Mi, 21 Uhr. 12 €

■ Giant Sand: Lido, Mi, 21 Uhr. 25 €