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Archiv-Artikel

vor ort ROLAND LEROI über einen geschäftstüchtigen Fahnenproduzenten aus Düsseldorf

Mexiko, sagt Bernd Clasen, ist besonders anspruchsvoll. „Durch die Schlange im Emblem ist es eine sehr feine Darstellung, zudem ist die Flagge ein Sechsfarbdruck.“ Der 43-jährige Unternehmer kennt die Tücken der mexikanischen Fahne: Er ist Inhaber der Duisburger und Düsseldorfer Fahnenfabriken und produziert neben dem üblichen Alltagsgeschäft wie Wimpelketten und Banner für Autohäuser in diesen Tagen vor allem die Stofffahnen der 32 Nationen, die demnächst bei der Fußball-Weltmeisterschaft mitspielen.

Bei so einem Event wollen die Fans eben der Welt zeigen, wo sie herkommen. Bei Clasen werden alle bedient. „Bei mir kriegt jeder eine Fahne“, sagt er stolz. 168 Länderflaggen habe er im Computer und könnte sie binnen weniger Stunden per Siebdruck herstellen. Die meisten hat er auf Lager. „Etwa 50 Stück pro Land, auch von Trinidad/Tobago. Sinkt der Bestand, wird rechtzeitig nachproduziert“, sagt Clasen. Monatlich setzt er rund 12.000 Fahnen um. Deutsche Flaggen hat er zu Tausenden im Vorrat, „auch Italien und Spanien gehen immer.“

Seine Firma, in der bis zu 20 Angestellte an den Druckapparaten und Nähmaschinen arbeiten, soll gut vorbereitet in die WM gehen. Vor vier Jahren, bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea sei er von der Nachfrage geradezu überrannt worden. „Deutschland kam ja eher überraschend ins Finale. Mit jeder Runde wuchs das Fieber und die Leute rannten mir die Bude ein, um eine Fahne zu bekommen“, erinnert sich der Düsseldorfer. „Es gab etliche Fahnenfabriken, die kurzfristig nicht mehr liefern konnten, wir haben aber die Nächte durch genäht und alles bewältigt.“ Die Flexibilität und Vielfalt soll ihm auch diesmal zum Vorteil gereichen – auch gegen die Billigkonkurrenz aus Taiwan, deren Fahnen im Discounter für ein paar Euro verscherbelt werden.

Zudem muss er den WM-Ausrichter Fifa austricksen. Als besondere Note wollte Clasen ein WM-Logo auf die Fahnen drucken lassen. „Geht nicht, die Fifa verlangte eine Million Euro Lizenzgebühr, das wollten nicht mal die großen Firmen bezahlen“, erzählt er. Mit einigen Kollegen schuf er deshalb eine eigene Kreation und baute einen fliegenden Ball in die starre Deutschland- Fahne ein. „Kann sein, dass mich die Fifa jetzt auf Schadensersatz wegen Verletzung irgendeines Geschmacksschutzes verklagt, aber das Risiko gehe ich ein“, sagt der findige Unternehmer, der selbst gar kein Fußballfan ist.

Deshalb will er sich dieses Mal auch rechtzeitig beraten lassen, welche Länder sonst noch gut laufen könnten. Welche Länderfahnen er produziert, ist ihm allerdings ziemlich egal. „Ich bin halt kein Nationalist“, sagt er – und verweist auf seinen Großvater, der sich 1933 geweigert habe, Hakenkreuz-Fahnen zu produzieren. Ansonsten kann Clasen aber jeder Flagge etwas abgewinnen. Sogar der deutschen, auch wenn die im Vergleich zu Mexiko ein bisschen eintönig ist. „Dafür ist Deutschland in der Herstellung preiswerter und läuft mit jeder erreichten Runde besser.“ Libyen – ganz in Grün – sei übrigens am günstigsten. Aber Libyen kommt ja nicht zur WM.