: HIRNFORSCHUNG: DAS MEERSCHWEINCHEN ALS KUNSTKRITIKER
„Was denkt die Maus am Donnerstag?“ heißt ein berühmtes Gedichtebuch für Leseanfänger, und so manches Kind, das damit lesen gelernt hat, kennt die gereimte Antwort: „Dasselbe wie an jedem Tag.“ Offenbar haben sich Wissenschaftler des University College in London für eine Untersuchung zur tierischen Wahrnehmung von Kunst daran orientiert. Die Neurologen zeigten Meerschweinchen 30 Werke von berühmten Künstlern, darunter Monet, Rembrandt und Cézanne. Der Anblick der eher gefälligen Kunstwerke führte bei den Tieren zu einer verstärkten Aktivität in jener Hirnregion, die für das Wohlbefinden zuständig ist. Landschaftsbilder sorgten bei den Meerschweinchen für gute Stimmung. Zeigte man den kleinen Nagern hingegen eher ausdrucksstarke Kunst von Hieronymus Bosch oder Honoré Daumier, dann verringerte sich der Fluss der Stoffe im Hirn. Für dieses Ergebnis braucht man allerdings keine wissenschaftliche Untersuchung, da genügt es, die meist langweiligen Kunstkritiken im Feuilleton zu lesen. Bei Kunstkritikern scheint nicht mehr im Oberstübchen zu fließen als bei Meerschweinchen.