GENTECHNIKGESETZ: „WAHLFREIHEIT“ IST NUR GEREDE : Die Manipulation kennt keine Grenzen
Auch wenn sich eine große Mehrheit der Verbraucher gegen genmanipulierte Lebensmittel ausspricht, die „grüne Gentechnik“ wird kommen. Viel zu groß ist der Druck der weltweit agierenden Biotech-Industrie auf die Politik, um noch verhindern zu können, dass auch hierzulande der großflächige Anbau genmanipulierter Pflanzen betrieben wird. Selbst die grüne Verbraucherschutzministerin Renate Künast, die sicherlich nicht zur Fan-Gemeinde der neuen Branche gehört, musste von ihrem ursprünglichen Entwurf für ein neues Gentechnikgesetz Abstriche machen. Zu restriktive Regeln, die einen Anbau unwirtschaftlich gemacht hätten, konnte Künast nicht gegen den Widerstand von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Forschungsministerin Edelgard Bulmahn durchsetzen.
Fraglich ist nur, ob der Einstieg auch zu einer Erfolgsstory für die Industrie gerät. Denn so viel ist klar: Das Gesetz wird nicht verhindern, dass sich die Gentech-Pflanzen oder die künstlich eingefügten Gene unkontrolliert ausbreiten werden. Nicht nur die traditionelle und die Ökolandwirtschaft und die von allen Seiten so viel beschworene Wahlfreiheit der Verbraucher werden dabei unter die Räder kommen. Befürchtet werden muss auch, dass unsere pflanzlichen Nahrungsgrundlagen geschädigt werden. Gentech-Kontaminationen machen nicht vor Grenzen Halt.
So wird nicht zu verhindern sein, dass Nutzpflanzen, die zum Beispiel in Deutschland angebaut werden und hier keine frei wachsenden Kreuzungspartner haben, irgendwann und irgendwie – auch wenn es das Gesetz verbietet – einen Weg zurück in ihre Ursprungsgebiete finden werden. Dort werden sie dann die Wildpopulationen und Landsorten kontaminieren, die eine wichtige Grundlage für künftige Neuzüchtungen sind. Damit müssen wir uns dann endgültig von der Wahlfreiheit verabschieden. Dass sich sogar in den mit viel Aufwand betriebenen Gen- und Saatgutbanken schon völlig unbemerkt Gentech-Kontaminationen eingeschlichen haben, sollte eigentlich Warnung genug sein. WOLFGANG LÖHR