: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Ihr Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ über drei Teenies im Kreuzberger Prinzenbad war ein Knaller und beeindruckte durch radikale Intimität und Empathie gleichermaßen. Jetzt liefert die Berliner Filmemacherin Bettina Blümner mit „Der Familienrat“ am HAU 3 ihre erste Theaterarbeit ab. Auch diesmal arbeitet Blümner dokumentarisch und verdichtet Recherchen aus der Begleitung eines gleichnamigen Pilotprojekts des Jugendamts, das Familien bei der Konfliktbewältigung unterstützt, zu einem Theaterabend. Im Hau 2 zeigt das Perfomancekollektiv andcompany&Co eine neue Arbeit, die den schönen Titel „Pandämonium Germanicum: Lenz im Loop“ hat und sich mit gefühlten und echten Wahnsinnigen und Genies unter den deutschen Dichtern von Lenz bis Bernward Vesper befasst und die Blätter verschiedener deutscher Herbste rauschen lässt. Eine Art Genie steht auch im Zentrum der ersten Premiere des Jahres im Deutschen Theater, wo es am Sonntag in der Uraufführung von Oliver Bukowskis Psychoanalytiker-Monolog „Der Heiler“ ein Berliner Theaterurgestein in Aktion zu erleben gibt: den Schauspieler Jörg Gudzuhn, lange prägender Protagonist des Hauses, der den Wundertherapeuten Professor Grebenhoeve spielt, der eines Tages neben einer toten Patientin gefunden wird. Ein Stück über Sinn und Unsinn von Leben und Arbeit und Monolog zur Frage, inwieweit überhaupt irgendetwas im Leben Sinn ergibt. Es inszeniert mit Piet Drescher ein Altmeister seines Fachs, der seine Karriere in den 1970er Jahren am Theater in Karl-Marx-Stadt mit Gudzuhn (und anderen späteren Größen des Deutschen Theaters wie Ulrich Mühe, Christian Grashof und Jutta Wachowiak) begann. Ansonsten merkt man den Beginn des neuen Jahres auch daran, dass ab morgen die Berliner Tanztage traditionsgemäß über die Bühnenbretter der Sophiensæle toben.
■ „Der Familienrat“: HAU 3, Fr.–Mo. ■ „Pandämonium Germanicum“: HAU 2, Do.–Di.
■ „Der Heiler“: DT-Kammerspiele, ab So.
■ Tanztage Berlin: Sophiensæle, ab Mi.