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Archiv-Artikel

DER LETZTE RASEN-SOMMELIER: HEINZ STOLLE TRITT AB

Sanft gleitet Heinz Stolle mit der Zunge über das Grün. „Zu viel Schweiß ist Gift!“, betont er mit ernster Miene und zupft dann ein Bündel Grashalme aus dem Spielfeld, um es sich genüsslich auf der Zunge zergehen zu lassen. „Aber das hier ist ein guter Jahrgang, der ist robust“, ergänzt er. Heinz Stolle ist Rasen-Sommelier, einer der letzten in Deutschland. Denn immer mehr Fußballvereine sparen sich heute einen eigenen Geschmackswart für ihre Spielfläche. „Das ist kurzsichtig und dumm“, findet Stolle, der den Rasen seines Heimstadions nun mit einem Spezialdünger besprüht. Genaues verrät er nicht, aber es sollen Zigarren, Rotwein und französischer Weichkäse enthalten sein. Es ist beinahe traurig, ihm zuzusehen. Heinz Stolle gehört einer aussterbenden Art an, die noch Hingabe fürs Grün spürt und auch die feinsten Details herausschmecken kann. „Das ist mein letzter Tag, nach dem Spiel heute Abend ist Schluss“, sagt Stolle matt, fügt dann jedoch schelmisch hinzu: „Aber den Elfmeterpunkt grabe ich heute Nacht noch aus, der schmeckt einfach zu gut!“ Alles Liebe, Heinz, mach’s gut. Und guten Hunger!