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: CLAUDIA KÖNSGEN über eine neue Trabantenstadt in Winterberg

Die Sache steckt noch in der Planungsphase, doch schon jetzt sorgt ein Ferienpark für reichlich Wirbel in Winterberg. Umweltschützer und Waldbauern wollen das Bungalowprojekt eines niederländischen Investors verhindern. Der will 150 Ferienhäuser bauen und dafür 14 Hektar Fichtenwald roden lassen. „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen“, beklagt sich etwa Karsten Drews-Kreilmann, vom Waldbauernverband NRW: „Einem Privatmann würde es nicht genehmigt, ein so großes Waldstück zu zerstören“.

Umweltpolitisch brisant wird das Trabantenstädtchen im Bergland vor allem dadurch, dass die zu rodende Fläche in der Nähe eines von der EU anerkannten ökologischen Schutzgebietes liegt mit gefährdetem Wiesen- und Weidegrünland, feuchten Hochstaudenfluren und Fließgewässern mit Unterwasservegetation. Das Büretal und das so genannte Namenlosetal sind Teil einer Fauna-Flora-Habitat-Zone „Bergwiesen bei Winterberg“.

Doch die Stadt Winterberg – Besitzerin der Noch-Waldfläche – legitimiert ihr Vorhaben mit einer Raumverträglichkeitsstudie. Aus ihr gehe hervor, dass der Bau des Wohnparks keine erhebliche Beeinträchtigung für die schutzwürdigen Arten oder Lebensräume bedeute. Immerhin werde „keine Fläche des Schutzgebietes direkt in Anspruch genommen“, sagt Martin Brieden, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung der Stadt.

Aus Sicht der Kritiker hakt es genau an diesem Punkt. Die Studie klinge zu blumig, die Pufferzone zwischen Ferienanlage und Biotop falle zu klein aus. Topographisch ist es aus Sicht von Henning Vierhaus, dem Vorsitzender des Landschaftsbeirates bei der Arnsberger Bezirksregierung, nicht möglich „Leute vom Spazieren gehen in den betreffenden Gebieten abzuhalten oder sie daran zu hindern, Orchideen für die Vase daheim zu pflücken“. Drews-Kreilmann fürchtet noch schlimmeres. Er warnt vor „Mountainbikern oder anderen Querfeldeinsportlern“, die Wege und Bachläufe zerstören könnten.

Fachbereichsleiter Brieden hält das für übertrieben, das Schutzgebiet „Bergwiesen“ sei eingezäunt. Und damit sei auch der Weg frei für die weitere Planungsphase.

Anlocken soll der Bungalowpark nach niederländischem Vorbild vor allem Familienurlauber. So soll Winterbergs Hauptwirtschaftsfaktor, der Tourismus, weiter voran getrieben werden und die Arbeitsplätze noch sicherer. Die benachbarten Freizeiteinrichtungen sollen profitieren, etwa die „Bike Arena“, das „NordicAktiv Zentrum“ oder die Skipisten. Und weil Bewegung hungrig macht, würde auch das Gastronomiegewerbe gestärkt.

Doch ganz so schnell wird es nichts mit dem Feriendorf. Denn bevor überhaupt gebaut werden kann, muss das Bauland aus dem Landschaftsschutz herausgenommen werden. Und das setzt wiederum eine Änderung im Regionalplan voraus. Und über dessen Änderung wird jetzt erstmal ab Ende diesen Monats im Regionalrat Arnsberg verhandelt – und zwar mit Touristikern und Umweltschützern. Ein Ergebnis ist frühestens im September zu erwarten.