1. – 5. Juli und 2.– 6. September 2025
Bremerhaven
mit Lena Kaiser, Journalistin und Produktentwicklerin bei der taz
Zum Programm gehören eine Hafenbesichtigung mit dem größten zusammenhängenden Container-Terminal der Welt, eine Fahrt zu den Krabbenkuttern ins beschauliche Wremen sowie ein Stadtspaziergang durch das verarmte und sich neu ausrichtende Gründerzeitviertel Lehe. Hier, nicht im Hafen, entscheidet sich die Zukunft Bremerhavens, meinen Stadtplaner.
Wir besuchen Attraktionen wie das Klimahaus, das Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung und das vielfach ausgezeichnete Auswandererhaus. Zum Abschluss gehen wir über den unter Bremerhaven heißgeliebten Wochenmarkt, das Herz des Stadtteils Geestemüde, und zur alteingesessenen Fischbratküche Höpker.
Themen der Reise
Wir wollen uns an vier Tagen mit einem Ort beschäftigen, an dem sich alle großen Themen unserer Zeit niederschlagen: Klimawandel, Migration und Stadtentwicklung, die in einer schrumpfenden Stadt allerdings sozialdemokratischer vollzogen wird, als man es aus anderen Großstädten kennt.
Bremerhavens Geschichte ist eng mit der Schifffahrt, der Auswanderung und dem Handel verbunden. Weil die Weser Anfang des 19. Jahrhunderts zusehends versandete, kaufte Bremen sich schließlich ein Stück Land, um sich an der Wesermündung den Zugang zum Meer zu sichern und damit seine Position als Hafenstadt sichern zu können.
Gegründet 1827 entwickelte sich Bremerhaven zum Umschlagplatz für Güter und die Auswanderung nach Übersee. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war Bremerhaven der größte Auswandererhafen Europas. Heute verweisen die Attraktionen der Stadt immer noch auf diese Geschichte.
Aktivitäten
Überseehafen und der neue Hafen
Wenige Schritte entfernt von unserer Hoteltür hinter dem Weserdeich starten wir am neuen Hafen mit einer Hafenrundfahrt in den Bremerhavener Überseehafen. Er war einst ein zentraler Knotenpunkt für Auswanderer:innen, die in die Neue Welt aufbrachen. Millionen Menschen verließen von hier aus Deutschland, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Die Spuren sind heute überschaubar, aber sichtbar – nicht nur wenn man den Hafen durchkreuzt, vorbei an der „Letzten Kneipe vor New York“.
Mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik ist die Stadt ein Knotenpunkt der deutschen Klima- und Energieforschung. Das Klimahaus Bremerhaven ist ein weltweit einzigartiges, wissenschaftliches Ausstellungshaus, das die komplexen Themen Klima und Klimawandel anschaulich und fühlbar vermittelt. Hier lassen sich nicht nur Klimazonen der Welt erkunden, sondern auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Nordseeküste.
Für den Tourismus werden auch in Bremerhaven dicke Kröten geschluckt. Nicht weil 600 Millionen Euro allein in die Havenwelten am Deich investiert wurden, um mit dem Klimahaus, dem Auswandererhaus und dem dem „Burj al Arab“-Dubai nachempfundene Hotel Sail City touristische Impulse mit anziehender Strahlkraft zu errichten. Vor allem die als Drecksschleudern verschrienen Kreuzfahrtschiffe laufen auch in Bremerhaven aus und ein. Kriegt Bremerhaven die Kurve und warum sich die Zukunft der Stadt nicht im Hafen, sondern im Gründerzeitviertel Lehe entscheiden wird, darüber sprechen wir mit dem kundigen wie ambitionierten Journalisten der Nordseezeitung, der diese These vertritt.
Das Fischerörtchen Wremen
Damit wir nicht in den Ruf kommen, faul zu sein, schwingen wir uns heute aufs Rad (alternativ ist eine Anreise mit dem Zug möglich) und fahren durch den Hafen und Weddewarden in das beschauliche Örtchen Wremen. Hier stehen heute noch überschaubare sechs Krabbenkutter im Hafen, die auf Krabbenfang gehen. Wremen liegt am UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Das Nordseebad an der Wurster Nordseeküste gehört zur Einheitsgemeinde Wurster Nordseeküste und liegt im historischen Land Wursten zwischen Bremerhaven und Cuxhaven. Als Teil des seinerzeit autonomen Landes Wursten trat Wremen im 13., 14. und 15. Jahrhundert als eigenständiger Bauernstaat auf. Heute zählt Wremen zum Landkreis Cuxhaven und ist der nächstgelegene Kur- und Strandort nördlich Bremerhavens.
Und hier gibt es frische Krabben! Mit ihren sieben bis zehn Zentimetern ist die zu den Langschwanzkrebsen zählende Nordseegarnele eine der kleinsten Garnelen. Geschmacklich ist das „Gold der Nordsee“ ein absolutes Highlight – auch wenn es etwas fummelig ist, sie zu pulen. Lange wurden sie deshalb nach Marokko verschifft, bis ein findiger Mann aus Land Wursten die Krabbenpulmaschine entwickelte, auf die nachhaltige Betriebe heute setzen.
Das Gründerzeitviertel Lehe
Das Herz Bremerhavens ist das Gründerzeitviertel Lehe, das in den Boulevardmedien immer wieder als Klischee eines verwahrlosten Stadtteils herhalten muss. In Lehe, wo ein Drittel der 113.557 Einwohner:innen Bremerhavens leben, stehen viele Altbauten leer. Zahlungskräftig zu sein und trotzdem hier zu wohnen ist ein Statement.
Denn viele von denen, die es sich leisten können, pendeln lieber vom rund 50 Kilometer entfernten Bremen oder aus dem ländlichen Umland in die Stadt. Bremerhaven, die Industriearbeiterstadt, ist verarmt. In Lehe verdichtet sich diese Lage. Hier wohnen viele Arbeitslose, Alleinerziehende, Arme. Osteuropäer:innen leben in Wohnungen, in denen sich mehrere Leute ein Zimmer teilen.
Wo Leute sich durch wirtschaftlich schwierige Zeiten und gegen Vorurteile durchschlagen, entstehe ein besonderer Zusammenhalt. Das Ergebnis ist ein behutsamer Wandel, bei dem eine Verdrängung nicht absehbar ist.
Ein vermögendes Bürgertum, das in die Häuser investieren könnte, gibt es kaum. Aber es gibt sie, die Leute, die verstanden haben, wie wichtig es ist, hier Impulse zu setzen. Wir werden ein Künstlerhaus besuchen und Stadtteilaktive treffen, um das besser nachzuvollziehen.
Beginn und Ende der Reise
Wir treffen uns am Dienstag, 1. Juli (bzw. 2. Sept.), um 17 Uhr im Hotel im-Jaich am Heimathafen von Bremerhaven.
Ende der Reise: Samstag, 5. Juli (bzw. 6. Sept.) gegen 14 Uhr am Hotel in Bremerhaven.
Reiseleiterin Lena Kaiser
Journalistin und Produktentwicklerin bei der taz; aufgewachsen in Bremerhaven, studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Ethnologie in Potsdam, Berlin und Mexiko-Stadt und schreibt seit 2009 für die taz. Sie volontierte bei der taz in Hamburg, war dort anschließend Redakteurin, Chefin vom Dienst und ab Juli 2017 Redaktionsleiterin. 2019 wechselte sie in die Produktentwicklung der taz und ist verantwortlich für die Digitalisierung der täglichen taz.
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