18. - 22. August 2024
Bochum und Essen - grünes Ruhrgebiet
mit taz-Autor Holger Pauler
Zum Programm gehören der Besuch des Weltkulturerbes Zollverein, der BürgerEnergiegenossenschaft 58 sowie des Journalisten-Kollektivs CORRECTIV; wir fahren per Bahn und per Rad, u.a. über eine ehemalige Erzbahntrasse, durch Naherholungsgebiete und in umliegende Städte (Essen, Bottrop, Castrop-Rauxel)
Themen der Reise
Die taz-Reise ins Ruhrgebiet lenkt den Blick auf die großen Umbrüche der letzten Jahrzehnte: von der Schwerindustrie zu alternativen Energien bzw. von der Arbeiter- zur Alternativbewegung. Historische Industrieanlagen wurden zu Oasen einer neuen Kultur, in Großstädten gedeihen ökologische Projekte und unabhängige Journalisten wirbeln die monopolistische Medienlandschaft auf.
Aktivitäten
Bei der Reise lernen Sie mehrere Journalisten kennen, die von 2003 bis 2007 eine Regionalausgabe der taz („taz ruhr“) aufgebaut hatten. Dazu gehört auch Reiseleiter Holger Pauler, der Sie am ersten Abend im Hotel in Bochum begrüßen wird.
Am nächsten Morgen steht die erste Radtour auf dem Programm: Von Bochum geht es über die ehemalige Erzbahntrasse nach Essen zum Weltkulturerbe Zollverein. Ausgangspunkt ist der Bochumer Westpark. Bis in die 1980er Jahre hatte hier der Stahlkonzern „Bochumer Verein“ seine Produktionsstätten, mittlerweile ist der Westpark zu einem beliebten Treffpunkt für alle Generationen geworden, die sich hier zum Chillen und Grillen treffen.
Zentrales Bauwerk ist die Jahrhunderthalle, die im Jahr 1902 als Ausstellungs-gebäude für die Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung errichtet wurde. Anschließend wurde sie im Bochumer Westpark wiederaufgebaut und als Gebläsehalle genutzt. Seit 2003 ist sie zentraler Spielort der Ruhrtriennale, einem der wichtigsten Festivals der modernen Künste in Europa.
Mit dem Fahrrad geht es dann über die ehem. Erzbahntrasse zum Weltkulturerbe Zollverein. Früher lagen hier noch Schienen und mit Zügen wurde darauf Eisenerz aus den umliegenden Kokereien zu den Hochöfen des Bochumer Vereins transportiert. Heute ist die Trasse mit jährlich mehr als 100.000 Benutzern einer der beliebtesten Radwege im Revier.
Die Tour führt über mehr als ein Dutzend modern designter Brücken, vorbei an stillgelegten Industrieanlagen, durch Schrebergärten, Wald- und Wohngebiete in den Essener Norden zur ehemaligen Zeche und Kokerei Zollverein.
Der Industriekomplex, seit 2001 UNESCO-Welterbe, gilt als eines der imposantesten Industriedenkmäler der Welt. Die streng symmetrische Anordnung der 20 Einzelgebäude ist vom Bauhaus-Motto „form follows function“ inspiriert. Seit der letzten Schicht im Jahre 1986 hat sich Zollverein in eine Stätte für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft verwandelt.
Nach einem kurzen Imbiss gibt es eine zweistündige Führung durch die ehemalige Kokerei Zollverein: Wir besichtigen Öfen und Mischanlagen, gehen über stillgelegte Förderbänder und tauchen ein in das Schachtsystem der riesigen Anlage. Der übrige Nachmittag steht zur freien Verfügung: Man kann das große Areal der Zeche erkunden oder die verschiedenen Museen und Ausstellungen besuchen. Gegen 17 Uhr geht es über die Erzbahntrasse zurück nach Bochum, wo wir gegen 19 Uhr gemeinsam zu Abend essen.
Am nächsten Morgen fahren wir zunächst mit dem Rad zur GLS-Bank, die ihren Hauptsitz in Bochum hat. Die größte nachhaltige Bank Deutschlands handelt seit ihrer Gründung 1974 nach ökologischen und sozialen Leitlinien. Mittlerweile hat sie rund 350.000 Kund:innen und 120.000 Mitglieder:innen.
In der GLS-Bank treffen wir Josef Quanz von der BürgerEnergie-Genossenschaft-58 („beg 58“), der darüber informiert, wie eine nachhaltige und dezentrale Stromerzeugung gelingen kann. Gegründet wurde die BEG-58 von Umwelt bewussten Bürgern aus dem Enneppe-Ruhr-Kreis und Hagen.
Mittlerweile hat sie 550 Mitglieder, die sich mit 1,5 Mio. € an der Genossenschaft beteiligt haben. Ergänzt mit Darlehen in Höhe von rund 4,1 Mio. € haben sie bisher rund 140 regionale Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 4 Megawatt Peak (mWp) gebaut. Im Laufe der Jahre konnten auch Projekte in den benachbarten Städten Bochum, Dortmund oder Witten gestartet werden.
Nach einem Mittagessen in der GLS-Bank geht es mit dem Rad über Springorum-Radweg nach Bochum-Dahlhausen. Von dort aus fahren wir über den Ruhrtal-Radweg nach Hattingen und anschließend zurück nach Bochum. Unterwegs machen wir an verschiedenen Orten halt, darunter: Eisenbahnmuseum Bochum, Henrichshütte Hattingen, Burg Blankenstein oder Zeche Gibraltar. Nachdem wir die Räder am Bochumer Hauptbahnhof abgegeben haben, treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen in einem Bochumer Restaurant.
Am nächsten Morgen geht es mit der U-Bahn und dem Zug nach Castrop-Rauxel, wo wir Paul Brogt vom Verein „Menschen an der Emscher“ treffen. Auf einer Tour durch die Emscherauen gibt er Einblick in die wechselhafte Geschichte des Flusses, der mit Beginn der Industrialisierung zum Abwasserkanal umfunktioniert wurde und beinahe ein Jahrhundert lang als Kloake der Schwerindustrie diente. In den 1990er Jahren wurde begonnen, den Fluss zu renaturieren. Die Emscher wurde in ihr ursprüngliches Bett zurückverlegt und parallel entstand ein 51 km langer, unterirdischer Abwasserkanal. Das 5,4 Milliarden Euro teure Projekt wurde 2022 fertig gestellt.
Auf der Tour werden wir auch den ersten Weinberg im Emschergebiet besteigen, den Fluss entlang fahren und das alte Schiffshebewerk in Henrichenburg besuchen. Gegen 13 Uhr geht es dann wieder zurück nach Bochum, wo ein freier Nachmittag ansteht. In der Nähe des Hotels befinden sich unter anderem das Bergbaumuseum, der alte Stadtpark, das Kunstmuseum, das Planetarium oder die neue Synagoge. Ein Besuch lohnt sich überall.
Wer Interesse hat, kann auch mit dem Reiseleiter das Uni-Archiv für soziale Bewegungen besuchen und sich bei Archivar Holger Heith nach Details zur Geschichte im Ruhrgebiet erkundigen. Am Abend treffen wir uns alle zum Abendessen im Restaurant Aubergine.
Am letzten Tag fahren wir mit der Bahn nach Bottrop und besuchen die Jugend-Redaktion „Salon 5“ des „CORRECTIV Recherche e.V.“, einer Gruppe unabhängiger investigativer Journalisten. Die Reporter*innen recherchieren langfristig und decken systematische Missstände, Korruption und unethisches Verhalten auf. Große Bekanntheit haben Recherchen zur Aufdeckung der AfD-Spendenaffäre, zum CumEx-Steuerskandal, die und Nachforschungen zu steigenden Mieten auf dem Wohnungsmarkt erlangt. Wir treffen uns unter anderem mit Gründer David Schraven, der auch zur Redaktion der ‚taz-ruhr‘ gehörte.
Zurück in Bochum lassen wir die Reise bei einem gemeinsamen Mittagessen ausklingen.
Reiseleiter Holger Pauler
freier Journalist, Autor für WDR-Hörfunk und für die taz, war 2003 - 2007 Redakteur der taz-Ruhr
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