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Archiv-Artikel

„Ein längst überfälliger Schritt“

DIE DREI FRAGEZEICHEN

WAS? Union und SPD wollen den Steuerfreibetrag für Alleinerziehende um 600 Euro auf 1.908 Euro anheben.

1 taz: Frau Schuster, die Große Koalition will den Steuerfreibetrag anheben. Da freuen Sie sich aber, oder?

Solveig Schuster: Da freuen wir uns. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber auch ein längst überfälliger. Der Freibetrag wurde seit elf Jahren nicht erhöht.

2 Wie viel hat eine Alleinerziehende künftig mehr in der Tasche?

Das ist abhängig vom Gesamteinkommen. Im Durchschnitt dürften es aber 11, 12,maximal 15 Euro mehr pro Monat sein.

3 Eigentlich hatte ich erwartet, dass Sie nicht so begeistert sind. Was muss sich noch ändern?

Man kann ja nicht meckern. Es ist ja schön, dass überhaupt Bewegung in die Sache gekommen ist. Aber alles andere wäre auch sehr irritierend gewesen. Und letztlich hat die Koalition nichts anderes getan als das, was im Koalitionsvertrag steht, wenn auch nicht in dem Rahmen, den wir uns vorgestellt haben. Wenn man an die Grundsätze gehen will, muss das Steuerrecht geändert werden. Bei Ehepaaren ist das Existenzminimum für zwei steuerlich freigestellt, die steigen erst ab 16.000 Euro in die Steuer ein. Alleinerziehende werden besteuert wie Singles, dabei sorgen sie zusätzlich für ihre Kinder. Das ist ungerecht. INTERVIEW: ANJA MAIER

■ Solveig Schuster, 44, ist stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter.