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Archiv-Artikel

wildeisens lesezeichen Wimmelt vor Menschen

Ein französisches Wimmelbuch mit poppigen Farben, Stickerbogen und Kulleraugen

Alter: ab 3

Story: Mouk, der Bär, geht auf Weltreise. Per Handy lädt er zum Abschied ins Café ein, der Eiffelturm blinkt durch die Scheiben. Er schwingt sich aufs Fahrrad und ist in Lappland. Dann in Griechenland, in der Sahara, in Burkina Faso, Madagaskar, Indien, China, Australien, Japan, Peru, den USA. Zurückgekehrt erzählt er seinen Freunden dies und das – und das Wimmelbuch, in dem es vor Menschen, Situationen und Sachen nur so wimmelt, zeigt das alles.

Leserausch: Auf jeder Doppelseite wird jeweils ein Land vorgestellt. Marc Boutavants Illustrationsstil springt sofort ins Auge: Grelles Pink, Pokémon – Gelb, 60er-Jahre-Orange oder Mintgrün. Die plastikartigen Seiten sind von Tieren bevölkert, die an Bussibär oder Bambi erinnern. Ihr ballonartig großer Kopf droht von den winzigen menschlichen Körpern zu kippen. Wer die Tierart trotzdem erkennt, kann seine Kinder über die landesübliche Fauna aufklären. Irgendwo zwischen farbig unterlegten Sprechblasen befindet sich Mouks dicht gedrängter Erlebnisrapport. Zum Aufkleben der Sticker ist kaum Platz. Potter-Faktor: 2

Weltwissen: Auch, wenn einem der poppige Stil gefällt – der Inhalt des Bilderbuchs enttäuscht. Wo Wimmelbücher sonst dazu einladen, Zusammenhänge zu entdecken, bleibt hier vieles indifferent. In China fragt eine Ente: „Warum gewinnst du immer beim Mah jongg?“ Weder ihr Gegenüber noch das Bild geben eine Antwort. Die Frage dient lediglich dazu, das chinesische Spiel zu nennen. Text und Bild wimmeln von Informationen, die falsche Erwartungen wecken. In Japan sagt ein Reh: „He? Ich brauche ein Paar Jikatabi?“ Es trägt nur einen Strumpf und blickt auf eine Reihe japanischer Sandalen. Sind Jikatabi nun die Strümpfe (aber warum wird dann von einem Paar gesprochen, wenn nur einer fehlt?) oder die Sandalen? Es sind die Strümpfe mit Zehenschlitz. Eine ungenaue Übersetzung also? Boutavant gelingt es, viele landesübliche Themen in seinen Bildkompositionen unterzubringen, aber man sieht eben nur, was man bereits kennt. Wer nicht um die chinesische Tradition der Heuschreckenwettkämpfe weiß, wird den zwei rangelnden Heuschrecken am unteren Bildrand keine Bedeutung beimessen. Ohne ein Register, das die Namen der aufgepoppten Tierköpfe nennt, die ausländischen Begriffe übersetzt und die Details erklärt, verkommt der Lerneffekt zum sinnlosen Namedropping. Pisa-Faktor: 1

Irre viel Chaos in den Ländern der Welt! Wildeisen-Punkte: 2

SARAH WILDEISEN

Marc Boutavant: „Die große Reise des kleinen Mouk“. Aus dem Französischen von Ina Kronenberger. Carl Hanser Verlag. 2008, 14,90 €