: Gelbe Fliegen schauen dich an
Die schönsten Wahlwerbungen der kleinen Parteien: eine subjektive Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit. And the Winner is: Die FDP in ihrer Hamburger Spaßvariante, mit freundlicher Unterstützung von Sky du Mont
Die Hamburger haben ein spezielles Verhältnis zu ihren Wahlplakaten, was sich schon daran sehen lässt, dass sie sie abreißen, wo sie nur können. Fast 1.500 Plakate sollen nach Angaben der Polizei im laufenden Wahlkampf abgerissen oder zerstört worden sein. Kürzlich wurde eine Wohnung entdeckt, in der ein Mann 170 Wahlplakate „verschiedener Parteien“ gebunkert hatte, wie es hieß.
Wahlplakate sind den Hamburgern nicht egal, vielleicht geben sich darum die Parteien in der Stadt besondere Mühe. „Alles außer Desperate Housewife“ schreiben die Grünen auf ein Plakat, das ihre Spitzenkandidatin Christa Goetsch zeigt. Christa Goetsch lebt in Altona und hat, bevor sie Vollzeit-Politikerin wurde, als Lehrerin gearbeitet, ein „Desperate Housewife“ war sie also nie. Aber sie hätte, mögen die Grünen gedacht haben, vielleicht eines werden können, hätte die Partei sie nicht aufgefangen, und das ist doch mal eine Botschaft, gegen die die Hausfrauenverbände, wenn es sie gäbe, Sturm laufen müssten.
Es ist aber alles ruhig geblieben in Hamburg, nur der CDU-Landesgeschäftsführer hat sich kurz aufgeregt über das Ole-von Beust-Plakat der Titanic-Partei „Die Partei“. „CDU-Wähler aufgepasst: Ole von Beust ist schwul“, steht da. Das hat der amtierende Bürgermeister zwar schon lange zugegeben, trotzdem fand der Landesgeschäftsführer, die Kampagne sei „Schmutz“, weswegen Die Partei eine neue Plakatserie herausbrachte: „Schwule Wähler aufgepasst: Ole von Beust ist in der CDU.“ Das kann man gemein finden, schließlich betrachtet von Beust seine sexuelle Orientierung erklärtermaßen als Privatangelegenheit. Ob er das auch täte, wenn er hetero wäre, wird sich leider nie klären lassen. Bisher ist Ole von Beust jedenfalls noch nicht dadurch aufgefallen, dass es sich irgendwie für Homosexuelle eingesetzt hätte. Selbst die Teilnahme am Christopher Street Day lehnte der Bürgermeister bisher immer ab, was ja tatsächlich mit der CDU und ihrer Klientel zusammenhängen könnte.
Der erbittertste Konkurrent der Partei ist die Pogo-Partei, die auf ihren Plakaten für den Rauswurf von Hamburg-Harburg kämpft, dem sozial schwachen Stadtteil auf der anderen Elbseite. „Pop – die Pogo-Partei“ muss als Begründung reichen, die Schrift verheißt Anarchie und Chaos. Mit ihrer Forderung nach sozialer Spaltung stellt sich die Pogo-Partei als Gegenstück zur Linken auf, die wie schon im niedersächsischen Wahlkampf mit einem Kandidaten-Sammelbildchen wirbt, das man nicht abdrucken kann, weil darauf sowieso nichts mehr zu erkennen wäre. Daneben steht der Slogan: „original sozial – die Linke“, als Erinnerung, dass die Linke mit dem Sozialen angefangen hat, damals, als die SPD noch Hartz IV und Schröder Kanzler war.
Die beste Wahlkampfwerbung in Hamburg kommt aber von einer Partei, die eigentlich keine Spaßpartei mehr sein will, dies in Hamburg aber einfach nicht schafft. „Und zusammen gingen sie in eine glorreiche Zukunft“, beginnt der Wahlwerbespot der Hamburger Liberalen, und der dies spricht, ist der Schauspieler Sky du Mont. Immer wenn die Hamburger Liberalen in Not sind, springt Sky ein, darauf ist Verlass. Diesmal redet er und redet und dann huscht ein Männchen von rechts herein, das eine gelbe Fliege trägt, und das Männchen ist der neue Spitzenkandidat der Hamburger Liberalen: Hinnerk Fock. Am Ende trägt auch Sky du Mont eine gelbe Fliege, und beide grinsen in die Kamera. Wenn es die Hamburger FDP nicht geben würde, müsste man sie erfinden. WIE / FOTOS: PARTEIEN