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Archiv-Artikel

Norddeutsche Banken in Bewegung

Die Nord/LB, die HSH Nordbank und die schleswig-holsteinischen Sparkassen stehen vor entscheidenden Weichenstellungen. Mit neuen Hiobsbotschaften soll bis nach der Hamburg-Wahl gewartet werden

Der Koalitionsbeschluss könnte eine Lawine auslösen. Die Ankündigung der neuen niedersächsischen Landesregierung, ihre 41,75-prozentige Beteiligung an der Nord/LB abzustoßen, ist von den niedersächsischen Sparkassen scharf kritisiert worden. Sie kündigten an, sich in diesem Fall ebenfalls von ihren Landesbank-Anteilen in Höhe von 37,25 Prozent zu trennen.

Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte vergangene Woche angekündigt, die neue Koalition sei bei der Nord/LB offen für Beteiligungen anderer Partner. Der Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsens, Thomas Mang, warnt vor diesem Schritt. Die bisherige Anteilsverteilung habe sich bewährt, eine Hereinnahme von Finanzinvestoren sei falsch. Die Nord/LB gilt als kerngesundes Finanzhaus, das seinen Gesellschaftern Jahr für Jahr solide Renditen beschert.

Ins Schlingern geraten ist dagegen die HSH Nordbank. Der noch für dieses Jahr geplante Börsengang musste aufgrund der Krise der Finanzmärkte auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Problem dabei: Das durch den Börsengang eingeplante frische Kapital soll nun auf andere Weise aktiviert werden. Das Bankhaus, dessen Anteile von Hamburg, Schleswig-Holstein, dem dortigen Sparkassen- und Giroverband und dem US-Finanzinvestor JC Flowers gehalten werden, braucht dringend eine Finanzspritze in Höhe von rund einer Milliarde Mark.

Da möglicherweise auch die Mitgesellschafterin Hamburg dem angeschlagenen Kreditinstitut unter die Arme greifen muss, ist die Informationspolitik der Nordbank zur Zeit mehr als zurückhaltend. Mit der offiziellen Verkündigung weiterer schlechter Nachrichten will der Vorstand dem Vernehmen nach noch einige Tage warten – bis nach der Bürgerschaftswahl am kommenden Sonntag.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Flensburger und die Nord-Ostsee-Sparkasse (Nospa) zur größten Sparkasse in Schleswig-Holstein fusionieren werden. Die neue Nospa solle rückwirkend zum 1. Januar 2008 entstehen, sagte Flensburgs Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner am Mittwoch. Es werde keine betriebsbedingten Kündigungen für die 1.400 Mitarbeiter geben. MARCO CARINI