WAS MACHT EIGENTLICH ... Angela Merkel? : ... Häuser besetzen
Kruzifix, mögen sie in Bayern denken, wenn sie so was hören: Angela Merkel, die Kanzlerin in den braven Hosenanzügen, die so gar nichts Freches an sich hat, war als junge Studentin Hausbesetzerin.
1978 war es, da ging die junge Physikstudentin mit ihrem damaligen Mann von Leipzig nach Ostberlin. Arbeiten musste sie, aber auch irgendwo unterkommen. Wild entschlossen zog das Paar in eine leer stehende Wohnung in der Marienstraße in Mitte. Die hatte ursprünglich ein gemeinsamer Freund des Paars bewohnt, der dann aber aus Berlin weggezogen war. Merkel und ihr damaliger Mann renovierten fleißig, zogen ein und etablierten sich so langsam als normale Mieter der Wohnung.
Nach der Trennung gab Merkel sogar die Wiederholungstäterin. Vom Hörensagen kannte sie eine leer stehenden Wohnung in der Templiner Straße. Kurzerhand wechselte sie das Schloss aus, zahlte Miete an die Kommunale Wohnungsverwaltung – und galt als neue Mieterin.
Auf die Feststellung, sie habe damals nicht aus politischen Gründen gehandelt, sondern aus purer Not, legt Merkel großen Wert. „Das waren die Umstände eines strukturellen Mangels im real existierenden Sozialismus. Und da ging es mir nicht anders als vielen anderen Menschen“, sagte Merkel gestern dem SZ-Magazin.
Heute wohnt die Bundeskanzlerin am Kupfergraben, in unmittelbarer Nähe ihrer ersten Berliner Wohnung – ganz legal und in nicht ganz so bescheidenen Verhältnissen wie zu ihren Anfangszeiten. AE FOTO: REUTERS