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Archiv-Artikel

Ei verbibbsch: diese Bremer!

Der „Theaterball“, ein Lieblingsprojekt des neuen Intendanten, ist auf 2009 verschoben – dafür dürfen uns dann die Sachsen und Thüringer beim Tanzen und den Promis beim Träumen zuschauen

Von Henning Bleyl

Bei seinem Amtsantritt als Generalintendant des Bremer Theaters eilte Hans-Joachim Frey der Ruf eines „Mister Opernball“ voraus. Bis heute ist Frey, der 2006 als Dresdener Operndirektor den zu DDR-Zeiten abgeschafften Semperopernball wieder belebte, dessen künstlerischer Leiter und im Vorstand des Trägervereins. Das schon früh angekündigte Aufziehen einer ähnlichen Veranstaltung an der Weser steht exemplarisch für Freys Bemühen, das Haus „gesellschaftlich neu zu verankern“ und betuchte Kreise zur Unterstützung zu gewinnen.

Dabei ist allerdings noch etwas Geduld vonnöten. Während im aktuellen Spielzeit-Heft der 31.05.2008 als Termin des Theaterballs genannt wird, verweist das kürzlich erschienene Programm der kommenden Saison auf den 15. Mai 2009. Der Grund für die – öffentlich nicht kommunizierte – Verschiebung des Großereignisses sei keinesfalls der Ärger um den Semperopernball, sagt Frey auf Anfrage. Der sächsische Landesrechnungshof hatte der Veranstaltung im Rahmen seines Jahresberichts 2007 vorgehalten, die öffentliche Hand mit mindestens 250.000 Euro zu belasten. Der „Opernball auf Staatskosten“ (so die Nachrichtenagentur ddp) wurde zum Headliner zahlreicher sächsischer Medien.

Mit dieser Kritik habe die Bremer Terminverschiebung nicht das Mindeste zu tun, sagt Frey. Zumal der Rechnungshof lediglich das erste Jahr des Opernballs untersucht habe, als hohe Investitionen etwa für das (wiederverwendbare) Bühnenbild anfielen. Mittlerweile sei die Veranstaltung „wirtschaftlich absolut erfolgreich“. Hintergrund der Bremer Verschiebung sei vielmehr die Belastung des Personals durch die zahlreichen Premieren der laufenden Spielzeit sowie der geplante mediale Aufwand – neben Radio Bremen soll auch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) die Veranstaltung produzieren.

Was haben die sächsischen und thüringischen Gebührenzahler von einer Übertragung des Bremer Theaterballs? Die Veranstaltung sei kein reines Tanzereignis und „regional relativ wenig gefärbt“, sagt Frey. Geplant werde ein TV-Format, in dem sich Prominente ihre „Theaterträume“ erfüllen. Also Arien singen, dirigieren, in Rollen schlüpfen – eine Kultur-Variante der stets zu Weihnachten ausgestrahlten „Stars in der Manege“. Mit dieser Konzeption will sich Frey von seinem eigenen Semperopernball absetzen, der zwar – laut Super-Illu – unter Prominenten als „familiärer als der Wiener Opernball“ gilt, aber nichtsdestotrotz vor allem auf klassischen Glamour setzt.

Wer in Bremen live dabei sein will, kann entweder an einem der für etwa 5.000 Euro vermieteten Zehner-Tische Platz nehmen – ein Angebot vor allem für Firmen – oder eines der 300 von Frey geplanten „sozialverträglichen Tickets“ erwerben, die zwischen 80 und 150 Euro zu haben sein sollen. Immerhin ein deutlicher Preisvorteil gegenüber Dresden, wo selbst der Platz im Kellerrestaurant noch 250 Euro kostet.

Natürlich ist in Bremen, wo insgesamt 1.200 Karten inklusive „Flaniertickets“ zur Verfügung stehen, alles eine Nummer kleiner. Hier gibt es keine Dankorden, mit dem Prominente wie Franz Beckenbauer auf Grund ihres „Kampfes für das Gute“ ausgezeichnet werden. Aber immerhin dürfen sich die Mitglieder des „Silver“, „Gold“ oder gar „Platin Circle“ – also die Premium-Member des „Internationalen Kulturforums Theater Bremen“ – dank ihrer „Board-Rechte“ im Haus „erheblich“ an der Gestaltung des Theaterballs beteiligen. Die konkrete Planung allerdings, sagt Frey, sei bis Herbst noch in der Brainstorm-Phase. Für den „Charity“-Aspekt ist jedoch bereits die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ eingeplant.

Im Gegensatz etwa zu Hamburg, wo es neben dem Architekten- und ADAC- auch einen Taxi-Ball gibt, lässt sich in Bremen eine gewisse Vakanz nicht verhehlen. Im Park-Hotel, dessen Direktor Wilhelm Wehrmann sich an etwa 60 Bälle pro Saison erinnert, ist kaum ein Viertel übrig. Neben dem Alpen- ist auch der in früheren Jahren durchaus angesagte Bremer Frisör-Ball längst Legende. 2006 floppte der erstmals veranstaltete Uni-Ball. Laut Frey wäre beim Theaterball bereits bei 70-prozentiger Auslastung der Kostendeckungsgrad erreicht.