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Archiv-Artikel

Keine Schweine im Gruselkabinett

Hochleistungszucht bedeutet für Tiere oft extreme Qualen. Darum fordern Tierschützer, Verbraucher- und Umweltverbände andere Zuchtziele für Hühner, Schweine und Co.

BERLIN taz ■ Keine qualvollen Zuchtmethoden bei Nutztieren, mehr Artenvielfalt und ein Gesetz, das all dies festschreibt: Das sind die Forderungen der Allianz für Tiere am Ende einer Fachtagung in Berlin. Tierschutz sei zwar mittlerweile gesetzlich festgeschrieben, werden aber in der Praxis oft nicht umgesetzt, kritisierten der Deutsche Tierschutzbund, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) und die Schweisfurth-Stiftung.

„Der Blick in die Ställe ist häufig der Blick in ein Gruselkabinett“, sagte vzbv-Vorstand Gerd Billen. Verhaltensstörungen, Knochen- und Gelenkserkrankungen und im Extremfall Tiere, die unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen, würden als Folgen der auf Hochleistung ausgerichteten Zucht auftreten. Um das Problem zu lösen, müssten daher die Zuchtziele geändert werden, und zwar unter staatlicher Aufsicht, forderte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Ein Tier muss in der Lage sein, unter Freilandbedingungen zu überleben.“

Auch Billen appellierte an die Politik: „Man kann nicht von dem Verbraucher verlangen, sich in 15 verschiedene Zuchtmethoden einzuarbeiten.“ Tierfreundliche Zucht sei auch im Interesse der Verbraucher, meint Karl-Ludwig Schweisfurth von der Stiftung. Der Kunde ziehe nämlich die artgerecht gehaltenen Tiere wegen des besseren Geschmacks vor. Nur der Preis, das gibt er zu, sei ein Problem.

Zumindest ein Teil der Forderungen könnte ab 2012 in Erfüllung gehen. Dann – so sieht es ein Gesetzesentwurf vor, der derzeit beim Bundestag liegt – soll es eine TÜV-Prüfung für Hühnerställe geben. Bis dahin sind laut Billen aber die Verbraucher gefragt: „Schließlich könnte es sich kein Industrieunternehmen leisten, Produkte so herzustellen, wie das heute in der Landwirtschaft erfolgt.“ SVENJA BERGT