DER RECHTE RAND : Belastung für das Bürger-Image
Der Kommunalwahlkampf in Schleswig-Holstein läuft. In Eutin verteilt die NPD Flugblätter, in Kiel CDs. Um bürgernahes Auftreten bemühen sich die insgesamt 102 Kandidaten vor allem in der Landeshauptstadt sowie in den Kreisen Ostholstein, Nordfriesland und Herzogtum-Lauenburg. Von den Vorstrafen einiger Kandidaten werde das Wahlvolk sich nicht irritieren lassen, hoffen die Parteistrategen. Kay Oelke, einst Landeschef der Schill-Partei, erklärte 2004 zum Auftakt des Landtagswahlkampfs, die NPD werde völlig falsch dargestellt: „Rüpel und Chaoten“ habe er hier nicht kennen gelernt. Bei der selben Veranstaltung schlugen wenig später NPD-Funktionäre auf Gegendemonstranten ein.
In Schlips und Kragen beklagt Kevin Stein in der aktuellen NPD-Wahlzeitung den Verlust der Identität der nordfriesischen „Volksgruppe“ und den Mangel an Polizeipräsenz. Als Kader der „Kameradschaft Nordfriesland“ versuchte derselbe Stein vor Jahren in Husum, eine Veranstaltung gegen Rechts zu stören. Wegen Körperverletzung ist der Kandidat Peter von der Born vorbestraft. Auch gegen Lars und Filip Jochimsen wird wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Matthias Lehnecke, Betreiber des Versands „Stimme des Norden“, ist ebenfalls verurteilt: wegen Volksverhetzung.
Nicht nur diese Kandidaten dürften das bemüht bürgerliche Image der NPD belasten: In Tönning etwa hofft der 1959 geborene Jürgen Töpke auf Stimmen. 1978 war er dabei, als in Husum eine rechtsextreme Gruppe ein britisches Militärfahrzeug überfiel. Statt auf die erhofften Waffen stießen die Kameraden auf Telefonlisten und Raketencodes – Nato-Unterlagen, mit denen sie prompt versuchten, den einstigen „Stellvertreter des Führers“ Rudolf Hess aus der Haft freizupressen. Ein Jahr später flog die Gruppe auf: während der Vorbereitungen für einen Brandanschlag auf die Provinzialloge der Freimaurer in Hamburg.