hamburg heute
: Vom Licht und seinem Anderen

Die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen stellt ihre „Kulturgeschichte der Nacht“ vor

Mit der weiblichen Hysterie – beziehungsweise dem, was Männer dazu erklärten – hat sie sich beschäftigt und mit der ästhetischen Faszination für die tote Frau. Jetzt ist Elisabeth Bronfen mit einem Thema in Hamburg zu Gast, das zunächst einmal wenig zu tun zu haben scheint mit Geschlechterfragen: „Tiefer als der Tag gedacht“ hat die in Zürich und New York lehrende Literaturwissenschaftlerin und Publizistin ihr jüngstes Buch betitelt, erklärtermaßen „eine Kulturgeschichte der Nacht“.

Andererseits: Kann es wirklich Zufall sein, dass dem Tag, auf deutsch männlichen Geschlechts, die – weibliche – Nacht gegenüber steht? Nicht von ungefähr fasst Bronfen in ihrem flanierenden Gang durch menschliches Denken seit der Antike das Nächtliche immer wieder als das Andere des Tages. Und wie war das noch mit der Aufklärung, die ihre Vernunft-Ideale mit einem Vokabular des Hellen wider das Dunkle umgab – und immer wieder als männlich verstand?

Das Buch sei die „Summe aller meiner bisherigen Arbeiten“, sagt Bronfen selbst. Ob das nun schlüssig ist oder bloß vollmundig, darüber spricht sie vielleicht heute Abend mit Moderator Reinhard Kahl im „Philosophischen Café“. Die Jahrezeit für ihre Lesereise hätte sich Bronfen schlechter allerdings kaum aussuchen können: So wenig Nacht wie jetzt ist sonst nie. ALDI

19 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38