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Archiv-Artikel

Die technischen Künste der frühen Lankenauer

Bremens neue Landesarchäologin hat ihren ersten Fund gemacht: eine mutmaßliche Bockwindmühle links der Weser

Seit knapp drei Monaten ist Uta Halle als Bremer Landesarchäologin im Amt, jetzt hat sie ihren ersten Grabungsfund gemacht: eine noch nicht genau definierte, auf jeden Fall jedoch großformatige technische Anlage, die in der Nähe von Lankenau im Boden geschlummert hatte.

Der Fund ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Es handelt sich um mehrere, bis zu vier Meter lange Holzbalken, deren Alter noch nicht genau bestimmt werden konnte. Da jedoch die Zimmermannszeichen noch gut erkennbar seien, sagt Halle, könne das fast vollständig erhaltene historische Gerüst problemlos rekonstruiert werden. Auch Himmelsrichtungen, nach denen das Bauwerk offenbar ausgerichtet war, seien im Holz markiert. Für Halle spricht vieles dafür, dass es sich um den Unterbau einer Bockwindmühle handelt, die für diesen Standort jedoch nicht dokumentiert sei.

Im Gegensatz zur archäologischen Standardsituation, Notgrabungen in innerstädtischen Baugruben durchführen zu müssen, kam Halle der mutmaßlichen Mühle mit Hilfe des Kampfmitteldienstes der Bremer Polizei auf die Spur. Der war zwecks Räumung von Bombenschrott auf der Lankenauer Weide unterwegs und bemerkte die historischen Holzreste in einer eingeebneten Grube.

Vermutlich handelt es sich um eine neuzeitliche Anlage, also „lediglich“ um die 300 Jahre alt. Ist Halle mit ihrem Erstlingsfund trotzdem zufrieden? „Schätze werden ja oft ausgegraben“, sagt die neue Landesarchäologin lässig. Und falls es sich tatsächlich um den Unterbau einer Bockwindmühle handle, sei das erst der bundesweit zweite entsprechende Grabungsbefund. Denkbar sei auch, dass es sich um ein Wasserhebewerk handle. Zwecks genauer Altersbestimmung werden heute dendrologische Proben gezogen, deren Auswertung einige Wochen dauern wird. Henning Bleyl