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Archiv-Artikel

Absurde Idee

betr.: „Wird Bayern zur gentechnikfreien Zone?“, taz vom 18. 7. 08

Man hat sich ja schon daran gewöhnt, dass die taz mit verliebter Blindheit über schwarz-grüne Koalitionen in Bund und Ländern schwadroniert. Zumal auch ich diesem Modell gewisse Sympathien entgegenbringe: Wenn man schon keine linke Politik mit der SPD machen kann (weil sie keine linke Politik macht), warum nicht versuchen, ökologische, emanzipatorische Politik mit einem konservativen Partner zu machen? Aber die Idee einer Koalition von Bündnisgrünen und CSU in Bayern ist absurd. Wer länger in Bayern gelebt hat, für den steht die CSU für Wackersdorf – also für Atomtechnologie und Polizeiknüppel –, für Filz und eine Verquickung von Partei und Regierung, die einen manchmal sprachlich schon an DDR-Verhältnisse erinnert hat, für eine rückständige, gigantomanische Verkehrspolitik (Transrapid), für eine zentralistische und ausgrenzende Schul- und Hochschulpolitik. Orte CSU-geplanter ökologischer Zerstörung finden sich in jeder Region, hierzulande z. B. das seit 30 Jahren umkämpfte Staudammprojekt im Hafenlohrtal. Die CSU steht auch für ein autoritäres Staatsverständnis, das sich gerade wieder in einer katastrophalen Einschränkung des Demonstrationsrechts niederschlägt – siehe „Bayern stellt Demonstranten ruhig“. Bevor eine in Jahrzehnten gelernte Abneigung, ja Feindschaft abgebaut wird, braucht es mehr als kommunale Experimente und ein paar Reden von CSU-(Nachwuchs-)Politikern. FRANK KÜSTER, Miltenberg