: Alleintäter Emig
Im Prozess gegen den früheren HR-Sportchef Jürgen Emig bestreitet auch Ex-HR-Intendant Klaus Berg jegliche Kenntnis von Emigs kriminellem Wirken
VON DAVID DENK
Nach Helmut Reitze hat am Dienstag auch dessen Vorgänger als HR-Intendant, Klaus Berg, bestritten, über das Schmiergeldsystem seines früheren Sportchefs Jürgen Emig informiert gewesen zu sein.
In Bergs Amtszeit von 1993 bis 2002 fällt ein Großteil des zweifelhaften Wirkens von Emig, der die Sportredaktion des HR von 1987 bis zu seinem Rücktritt 2004 leitete. An ihn seien „nie Bedenken darüber herangetragen“ worden, wie Emig Produktionskostenzuschüsse – auch Beistellungen genannt – von Sportveranstaltern einwerbe, sagte Berg im Strafprozess gegen Emig vor dem Landgericht Frankfurt aus, wo Emig sich wegen Bestechlichkeit, Betrugs und Untreue verantworten muss. Mitangeklagt ist Emigs Freund und Geschäftspartner Harald Frahm, ehemals Präsident des Deutschen Tanzsportverbands.
Dass Sportveranstalter Fernsehsender dafür bezahlen, überhaupt ins Programm aufgenommen zu werden, verteidigte Berg: „Beistellungen sind seit Jahrzehnten üblich und zulässig, sie sind keine Erfindung von Herrn Emig.“ Berg nannte sie „eine wirtschaftlich sinnvolle Sache“, weil sonst allein der Sportveranstalter vom Mehrwert profitiere, der durch eine TV-Übertragung geschaffen werde.
Er selbst jedoch habe nie die Verträge über Beistellungen unterzeichnet oder deren Gestaltung geprüft, sagte Berg, der auch von der Tarnfirma SMP nichts gewusst haben will, über die Emig Schmiergelder in Höhe von mehr als 600.000 Euro eingenommen haben soll. Emig hat sie gegründet, nachdem Berg Geschäfte mit der Produktionsfirma von Emigs Ehefrau Atlanta Killinger untersagt hatte.
„Ob es im Dunkeln irgendetwas gab, konnte niemand wissen“, sagte Berg. Diese Darstellung widerspricht der des damaligen HR-Programmchefs Hans-Werner Conrad, der vergangene Woche als Zeuge vor Gericht erklärte, dass es wegen anhaltender Gerüchte um eine mögliche Beteiligung Emigs an SMP im Sender Bedenken. Man habe ihm allerdings keine Verbindung nachweisen können.
Auch vom Verdacht des Product Placements gegen Emig will Berg nichts gewusst haben. Er habe nie Hinweise in diese Richtung erhalten, sagte Berg, der sich selbst als „ausgesprochen sportdesinteressiert“ beschreibt. Die Verwendung sogenannter Werberücksetzer, auf denen Sponsorenlogos zu sehen sind, sei aus seiner Sicht in Sportsendungen zulässig, wenn es offizielle Sponsoren seien, die transparent in Erscheinung träten.
Aus damaliger Sicht sei Emig ein „sehr aktiver und erfolgreicher Sportreporter und Sportchef“ gewesen, sagte Berg und rühmte dessen Kreativität und Innovationen, allerdings habe Emig häufig seinen Etat nicht einhalten können. Die zusätzlichen, von Emig beschafften Gelder hätten also Sportveranstaltungen finanziert, die aus dem Regeletat nicht möglich gewesen wären. Unter anderem dafür bekam Emig 1997 eine Leistungsprämie seines Arbeitgebers. An eine kritische Stellungnahme der HR-Rechtsabteilung, die seinerzeit Bedenken darüber angemeldet hatte, ob Emig allein wegen der Akquise von Drittmitteln eine Prämie verdiene, konnte sich Berg vor Gericht nicht erinnern.
Mit epd und dpa