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Archiv-Artikel

Anti-Antifa-Prozess

Freispruch für taz-Autor, der Neonazi geschlagen haben soll, obwohl er unbeteiligt am Rande stand

Taz-Autor Andreas Speit ist gestern vor dem Amtsgericht vom Vorwurf freigesprochen worden, am Rande einer Demonstration von Neonazis im Februar 2001 einen Rechtsextremisten geschlagen zu haben. Das hatte das vermeintliche Opfer Stefan S. behauptet und Strafanzeige erstattet. Selbst die Staatsanwaltschaft aber plädierte auf Freispruch, nachdem der 19-Jährige als Zeuge vernommen worden war.

Seine Aussage wich von dem ab, was einer seiner Gesinnungsgenossen zu Protokoll gegeben hatte. Laut Stefan S. habe Speit einen Rechten von hinten angefallen, einem anderen eine Fahnenstange entwendet und versucht, mit dieser auf S. einzuschlagen. Von Polizisten soll Speit daran gehindert worden sein. Nur: Ein Polizist, der in der strittigen Situation im Einsatz war, kann sich daran nicht erinnern. Und Neonazi Ringo S. hatte ausgesagt, dass Speit sein Opfer mit Fäusten traktiert haben soll. „Beim einen gibt es einen Treffer, aber keine Fahnenstange, beim anderen eine Fahnenstange, aber keinen Treffer“, fasste der Richter die Aussagen zusammen. Die Widersprüche werden schließlich durch ein Pressefoto aufgelöst. Das zeigt die strittige Situation – und Speit, der laut Gericht „wie ein unbeteiliger Passant“ am Rande steht.

Der Angeklagte selbst hatte die Strafanzeige als Versuch bezeichnet, weitere Informationen über ihn zu bekommen. Er warf der Staatsanwaltschaft vor, die Sache ohne Ermittlungen vor Gericht gebracht zu haben: „Das war eine staatliche Anti-Antifa-Arbeit“, so der Journalist. Er hofft, dass ihn dadurch „nicht noch mehr Neonazis zuordnen können“. ELKE SPANNER