WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Das Bild von der DDR hat sich retrospektiv stark ins Rosige verschoben. Dies zu korrigieren hat sich nun das Potsdamer Hans-Otto-Theater vorgenommen, wo man sich ab Freitag zunächst mit dem „Fall Janke“ befasst, der Geschichte eines Wissenschaftlers, der in der DDR 40 Jahre in der Psychiatrie verbrachte. Am Samstag kommt dann das dokumentarische Stück „Staats-Sicherheiten“ heraus, in dem ehemalige Häftlinge von Stasi-Gefängnissen über Verfolgung und Haft berichten. Weniger rosig hat auch der Dramatiker Ödön von Horváth die Welt in seinem Stück „Glaube, Liebe, Hoffnung“ dargestellt, dessen Titel sich auf die Grundtugenden des Christentums bezieht. Weil davon im Kapitalismus wenig geblieben ist, können Biografien nicht mehr glücken, was hier den Selbstmord der Protagonistin zur Folge hat. Am Maxim Gorki Theater inszeniert jetzt Ronny Jakubaschk das Drama aus dem Jahr 1932. Premiere am Freitag. Wenn die Zeiten schwer sind, haben die leichten Musen Konjunktur. Dabei ist die Geschichte, die Jacques Offenbachs Operette „La Périchole“ erzählt, gar nicht so leicht, handelt von Hunger, Verfolgung und Gefängnis. Am Berliner Ensemble inszeniert Thomas Schulte-Michels mit Dagmar Manzel in der Titelrolle der Straßensängerin die berühmte Operette, die im Paris des Bürgerkönigs Louis-Philippe spielt, dessen Ausspruch „Bereichert euch!“ zur Signatur der Epoche wurde. Im HAU 3 hat morgen das Erfolgsstück „Invasion!“ des schwedisch-tunesischen Dramatikers Jonas Hassen Khemiri Premiere, eine ebenso intelligente wie wahnwitzige Farce über die (Identitäts-)probleme junger Migranten und der Gesellschaft mit ihnen. Genauer gesagt geht es um Abulkasem, ein Wort, das alles und nichts bedeutet, und einen rasenden (und manchmal rasend komischen) Tanz um Klischees in Bewegung setzt. Es inszeniert Neco Çelik.
Hans-Otto-Theater: „Fall Janke“, Fr., „Staats-Sicherheiten“, ab Sa.
Maxim Gorki Theater: „Glaube, Liebe, Hoffnung“, ab Fr.
Berliner Ensemble: „La Périchole“, ab Mi.
HAU 3: „Invasion!“, 15.–19. 10.