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Archiv-Artikel

Kambodscha etc.

Kambodscha – zwischen Vietnam, Laos, Thailand und dem Golf von Thailand gelegen – ist mit rund 180.000 Quadratkilometern etwa halb so groß wie Deutschland und hat zirka dreizehn Millionen Einwohner, die Hälfte davon unter fünfzehn Jahre alt.

Seit 1993 ist Kambodscha eine parlamentarische Monarchie. Staatsoberhaupt ist der aus dem Exil zurückgekehrte König Sihanouk, der 1970 von einer Militärjunta unter Lon Nol gestürzt worden war. Seine Herrschaft beruft sich auf die Tradition des Khmerreichs der Könige von Angkor (802–1432), die vom 10. bis 12. Jahrhundert fast ganz Indochina beherrschten. Das Amt des Premierministers hat seit 1998 der ehemalige Kommunist Hun Sen inne. Staatsreligion ist, wie in den meisten südostasiatischen Ländern, der Buddhismus. Amtssprache ist Khmer.

Kambodscha, das erst 1954 von Frankreich unabhängig wurde, ist eigentlich ein reiches Land. Reich an Kultur, an Bodenschätzen, an fruchtbarem Land und günstigen klimatischen Bedingungen. Lange Zeit war Kambodscha Reisexporteur.

Die vergangenen vierzig Jahre können nur als verheerend für das Land bezeichnet werden: im Vietnamkrieg Bombardements durch die USA, die in Kambodscha Nachschublinien der vietnamesischen Kommunisten vermuteten; Bürgerkrieg ab 1970; die Machtübernahme der Roten Khmer 1975, die bis zum Sturz Pol Pots 1979 durch Vietnam ein Viertel der Bevölkerung das Leben kostete und das öffentliche wie private Dienstleistungswesen und die Infrastruktur des Landes zerstörte. Bis zur Stationierung von UN-Truppen 1991 versank Kambodscha wieder in Bürgerkrieg.

Auch nach dem Tod Pol Pots im April 1998 bleibt eine politische Stabilisierung schwierig. Vor einem Jahr brach die UN Verhandlungen mit der Regierung über einen Internationalen Gerichtshof zur Aufklärung der Verbrechen der Roten Khmer nach vier Jahren ab. Amnesty international klagt über „institutionalisierte Straflosigkeit“ im Land.

Der Tourismus – Hauptattraktion sind die beeindruckenden (und übrigens hinduistischen) Tempelruinen von Angkor Wat – ist der am stärksten wachsende Wirtschaftszweig in Kambodscha, sonst liegt die Wirtschaft nach wie vor am Boden (Bruttoinlandsprodukt: um die drei Milliarden US-Dollar), in manchen Teilen des Landes existiert praktisch keine Infrastruktur. Insgesamt verfügt das Land, das zu zwei Dritteln von Regenwald bedeckt ist, nur über dreitausend Kilometer asphaltierte Straßen. Ausländische Investoren schrecken vor politischer Instabilität und Korruption zurück, die Bevölkerung ist arm und wenig gebildet – vierzig Prozent der Frauen und zwanzig Prozent der Männer sind Analphabeten. Die Lebenserwartung liegt bei unter sechzig Jahren.

Im November 1993 stellte die Regierung in Phnom Penh 23 Gebiete mit einer Gesamtfläche von 35.000 Quadratkilometern unter Natur- beziehungsweise Landschaftsschutz.

Die Naturschutzorganisation WildAid (www.wildaid.org) wurde vor drei Jahren von vier Ökoaktivisten in San Francisco gegründet. Mit nur dreißig Mitarbeitern und einem Jahresetat von 2,5 Millionen Dollar (davon eine Million von der Barbara Delano Stiftung) ist WildAid lediglich ein Zwerg – allerdings mit großem Motto: „We strategize, we plan, we act.“

WIEBKE HOLLERSEN