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Archiv-Artikel

Der enttäuschte Schülersprecher

Der heutige Bildungsgipfel sollte die Einzelheiten von Schulreformen klären, und die wichtigsten Betroffenen wären gerne dabei gewesen: die SchülerInnen. „Es muss endlich ein offener Dialog mit uns Schülern zustande kommen“, sagt Christoph Walter. Der Schülersprecher ist besonders enttäuscht – er hätte es beinahe geschafft, die deutschen Schülervertretungen mit der Kanzlerin ins Gespräch zu bringen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte offenbar die Absicht, auch die SchülervertreterInnen der Republik einzuladen. „Wir hatten bereits die Zusage, dass die Kanzlerin auch uns dabeihaben will“, sagt der Schülersprecher. „Doch dann sagte der Ministerpräsident Sachsens, Stanislaw Tillich, für seine Kollegen ab“, berichtet Christoph zerknirscht. „Bildung sei Chefsache“, hieß es in dem Ablehnungsbrief.

Christoph Walter, 18, ist Schüler am Oberstufenzentrum Recht in Berlin. Er macht dort gerade sein Abitur. Er war derjenige, der eine Einladung zum Gipfel für die SchülervertreterInnen organisieren sollte. Auserkoren hatten ihn seine Sprecherkollegen, sich um den Bildungsgipfel zu kümmern, weil er gute Kontakte zur Union hat – bis in die Bundesspitze hinein. In Cha-Wi, so sagt er, „bin ich bei der Jungen Union“. Cha-Wi, das bedeutet Charlottenburg-Wilmersdorf.

Walter ist seit 2003 Schülersprecher und hat eigenem Bekunden nach Spaß an der Schule. „Mich stört aber, dass wir nicht respektiert werden.“ Auch nach der Schule will er um mehr Respekt und Rechte kämpfen – indem er Jura studiert.

Christophs dringendster Wunsch war es, selbst an den Diskussionen beim Bildungsgipfel teilzunehmen. Gern hätte er dort eine Rede gehalten oder im Voraus mit den Ministern Gespräche geführt. Dafür hängte er sich richtig rein.

Als Christoph Walter im Juli vom Gipfel hört, legt er sofort los. Über Bekannte bekommt er Kontakte zum Kanzleramt. Zusammen mit anderen SchülervertreterInnen verfasste er Briefe an Minister „und alles, was irgendwie zuständig sein könnte“. Post ging an den Bundespräsidenten, den Bundestagspräsidenten, an Fraktionsvorsitzende und Spitzenpolitiker. Nur fühlten die sich alles – bloß nicht zuständig.

„Einzig Herr Löning wollte uns eine Chance geben“, nennt Christoph seinen wichtigsten Kontakt, einen FDP-Bundestagsabgeordneten. Der fleißige Parlamentarier gab schriftlich an Merkel weiter, dass es wichtig sei, Betroffene mit einzubeziehen. Und die Bundeskanzlerin, so wollen es die ehrgeizige Schüler wissen, habe sogar ein bisschen Druck auf die Länder ausgeübt. Leider vergeblich.

ANNIKA BAUMEISTER

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