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BBC wärmt sich auf

Der Hutton-Report über den Tod des Waffenexperten Kelly und die Rolle der BBC hat Verspätung. Die Senderchefs bereiten offensive Verteidigung vor

VON STEFFEN GRIMBERG

Welch spektakulärer Auftakt: Die Untersuchung des Königlichen Leichenbeschauers zum Tod von Diana, Prinzessin von Wales, ist gestern eröffnet – und auf das Jahr 2005 vertagt worden. Etwas später wird es nach britischen Presseberichten auch mit der ursprünglich für die kommende Woche geplanten Veröffentlichung des Hutton-Reports. Bis mindestens Ende Januar wird Lordrichter Brian Hutton noch an der Endfassung seines Berichts über die Umstände, die im vergangenen Sommer zum Selbstmord des Waffenexperten David Kelly führten, arbeiten.

Die BBC, deren Reporter Andrew Gilligan die Kelly-Affäre (siehe Kasten) im Mai 2002 und in der Folge die schärfste Auseinandersetzung zwischen der öffetnlich-rechtlichen Anstalt und einer britischen Regierung seit dem Zweiten Weltkrieg auslöste, bereitet sich bereits auf massive Kritik vor. Der für das Verteidigungsministerium arbeitende Kelly war die einzige Quelle für mehrere BBC-Berichte über angebliche Manipulationen der Blair-Administration in einem Geheimdienstdossier über Massenvernichtungswaffen im Irak. In einer Rundmail an alle Mitarbeiter hat BBC-Director General Greg Dyke, der in dieser Position auch oberster Chefredakteur aller BBC-Programme ist, vor vorschnellen Schlüssen gewarnt: Wenn die BBC im Hutton-Report kritisiert werde, „müssen wir aus dem, was dort geschrieben steht, lernen – soweit wir mit dem, was gesagt wird, einverstanden sind“, zitiert der Guardian Dyke. Und im Interview mit der Financial Times erklärt BBC-Chairman Gavyn Davies: „Wir glauben, dass unsere Story eine legitime Story für die Ausstrahlung in der BBC war.“ Mit ihrer überzogenen Beschwerde über Teile der Story habe die Regierung „die Integrität aller Mitarbeiter dieser Organisation“ angegriffen, sagte der Vorsitzende des unabhängigen BBC-Aufsichtsgremiums, des Board of Governors.

Davies, der wie Dyke vor der Hutton-Kommission zwar „Fehler“ der BBC-Hierarchen einräumte, das Krisenmanagement der Anstalt aber insgesamt verteidigte, hat unterdessen weitgehende Reformen angeordnet, die vor allem die Allmacht des Director General beschneiden: Dyke hat seit dieser Woche einen Stellvertreter, der zunächst die interne Qualitätskontrolle und den Umgang mit Beschwerden über das BBC-Programm auf Vordermann bringen soll. Der erste Deputy Director General der BBC, Mark Byford, war bislang Chef des angesehenen Auslandsdienstes World Service. Außerdem mussten zahlreiche prominente BBC-Mitarbeiter ihre Tätigkeit für andere Medien aufgeben – Gilligan hatte die Manipulationsvorwürfe in einer Kolumne in der konservativen Daily Mail nochmals zugespitzt.

Dennoch geht die BBC-Führung selbstbewusst in die kommende Auseinandersetzung um den Hutton-Bericht, die Reaktion der Regierung und die überwiegend BBC-unfreundliche Berichterstattung in den Medien: Zwar hatte Dyke bereits vor der Hutton-Kommission „neue redaktionelle Vorschriften“ im Umgang mit sensiblem Material als Konsequenz der Kelly-Affäre angekündigt. So gilt als sicher, dass von der Quellenlage kritische Beiträge wie der von Gilligan demnächst in Schriftform vorab vorliegen und von den Redaktionsleitern abgenommen werden müssen. Wirklich konkret will Dyke aber erst werden, wenn der Hutton-Bericht vorliegt und klar ist, wie stark die BBC in die Schusslinie gerät.

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