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Archiv-Artikel

Bomben auf Kinder in Kandahar

Mindestens zehn Tote bei Bombenanschlag im Süden Afghanistans. Hauptsächlich Kinder unter den Opfern. Ein Verdächtiger festgenommen. Karsai verurteilt Attentat

KANDAHAR afp/dpa ■ Zwei Tage nach Verabschiedung der Verfassung für Afghanistan sind bei einem Bombenanschlag in der einstigen Taliban-Hochburg Kandahar im Süden des Landes nach unterschiedlichen Agenturangaben 10 bis 15 Menschen getötet worden, unter ihnen acht Kinder. 58 Menschen wurden verletzt, teilte das Büro des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai gestern mit. Die Bombe explodierte vor einer Kaserne, in der eine mit der US-Armee verbündete afghanische Einheit untergebracht ist. Die Zahl der Opfer ist so hoch, weil am gleichen Ort etwa 20 Minuten zuvor bereits ein erster Sprengsatz explodiert war. Deshalb standen viele Schaulustige vor der Kaserne.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Der tödliche Sprengsatz explodierte gegen 13 Uhr Ortszeit, als auch viele Schüler das Schulgebäude neben der Kaserne im südlichen Stadtteil Mansalbath verließen, wie Augenzeugen berichteten. Mindestens acht Kinder seien unter den Toten, auch die Verletzten seien meist Schüler, teilte das Büro des Präsidenten mit. Karsai verurteilte das „grausame terroristische Attentat“.

Die erste Bombe hatte die Polizei nach eigenen Angaben nach einem Hinweis gefunden. Sie explodierte zwar, doch wurde niemand verletzt. Der zweite, wesentlich größere Sprengsatz ging nur rund hundert Meter entfernt hoch. An der Stelle hätte der neue Gouverneur der Provinz Kandahar, Jusuf Paschtun, wenige Minuten später vorbeifahren sollen. Er war im September zum Nachfolger des mächtigen Kriegsherrn Agha Schirsai ernannt worden, der nun Minister für städtische Entwicklung in der Zentralregierung in Kabul ist.

Laut Polizei haben Anwohner zwei verdächtige Männer mit einem Karren gesehen. Einer von ihnen wurde nach der ersten Explosion festgenommen. Er habe ausgesagt, dass in der Stadt weitere Sprengsätze versteckt seien.

Erst am Sonntag hatte die Loja Dschirga mit der Einigung auf eine Verfassung den Weg für einen demokratischen Neuanfang in Afghanistan geebnet. Die Taliban lehnen dies jedoch ab.