: Synergie-Effekte als Lösung ex Machina
Kammerspiel-Erbpächter Jürgen Hunke setzt nach den gescheiterten Verhandlungen mit Dominique Horwitz auf Kooperation mit den Intendanten der großen Privattheater. Das zunächst avisierte Triumvirat scheidet allerdings aus, und wer letztlich den Zuschlag bekommt, bleibt vage
Es klingt ein bisschen nach Fusionitis und dem Manager-Glauben, Synergien wiesen den Weg aus der Krise: Auf Kooperationen mit den Privattheatern setzt Kammerspiel-Erbpächter Jürgen Hunke, seit die Intendanzverhandlungen mit Dominique Horwitz scheiterten.
Dass dies auf überzogene Mietforderungen Hunkes zurückzuführen sei, ist die Deutung des Noch-Intendanten Ulrich Waller, die Hunke nicht bestätigen mag. Er hat stattdessen mit Axel Schneider (Altonaer Theater), Isabella Vértes-Schütter (Ernst Deutsch Theater) und Michael Lang (Komödie Winterhuder Fährhaus) über die Leitung der ab September disponiblen Kammerspiele verhandelt. Ein Triumvirat sei zunächst avisiert gewesen, sagt Vértes-Schütter, „das wollte aber keiner von uns dreien“.
Auch den Gedanken, die Kammerspiele als „Filiale“ zu führen, weist sie weit von sich. „Sicher müsste man dort ein anderes Programm machen als hier im Haus, vielleicht eine Mischung aus Jugendtheater und neuen Stücken“, sagt sie, der ebenso wie Axel Schneider daran gelegen ist, ein weiterhin subventionsfähiges Programm vorzulegen. „Die Kammerspiele als Abspiel-Stätte zu organisieren, wäre sicher eine Totgeburt“, sagt Schneider, der die Idee, bei Marketing und Technik Synergie-Effekte mit bestehenden Häusern nutzen, „grundsätzlich für klug“ hält. „Da bislang jeder Kammerspiel-Intendant mit einem Defizit abgeschlossen hat, scheint mir dies die einzige Lösung zu sein. Denn die Zuschauerzahl ist nicht weiter steigerbar, die Gagen sind nicht zu drücken.“
Wie dies aber – anders als unter Wallers Intendanz, der das Haus schuldenfrei zu verlassen gedenkt – zu realisieren ist, weiß noch niemand. „Es soll weiterhin Sprechtheater auf hohem Niveau gespielt werden“, sagt Jürgen Hunke. „Ich stelle mir ein Programm vor, das nicht so experimentell ist, und das viele Leute anzieht. Es könnten Krimis gespielt werden; es gibt auch sehr gute englische Stücke.“
Fremdproduktionen einzukaufen ist für Hunke, der laut eigenem Bekunden 13 Millionen Euro in den Umbau des Hauses steckte, derzeit keine Option: „Noch habe ich den sportlichen Ehrgeiz, das Haus anders zu führen.“ Ob der irgendwann erlahmt? „Auch wenn es schwierig wird, bin ich sicher, dass wir das hinbekommen.“ Welcher der drei KandidatInnen letztlich den Zuschlag bekommen wird, verrät er noch nicht. „Die Gespräche laufen. In 14 Tagen wissen wir mehr.“ PETRA SCHELLEN