: Ein Käfig voller Volleyballer
Neu im Kino: „Sa tree lex“ (“Die eisernen Ladies“) aus Thailand stoßen die beiden Genres Sport- und Queerfilm aufeinander. Schweißtreibend, schrill und bunt
Wenn das Schwulsein noch irgendwo ein Tabu ist, dann in der Sportwelt. Oder wissen Sie von einem Fußballer, Boxer oder Volleyballspieler, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hätte, so wie es sich Künstler und Politiker ja endlich leisten können? Eine siegreiche Volleyballmannschaft voller Tunten ist etwa so unwahrscheinlich wie ein Olympia-Bob-Vierer aus Jamaika.
Den gab es allerdings wirklich, wie wir seit dem Film „Cool Runnings“ wissen. Und nun wird uns - wieder im Kino - die wahre Geschichte vom Volleyball-Team „Die eisernen Ladies“ erzählt. Das gewann 1996 die thailändischen Meisterschaften.
In „Sa tree lex“ von Yongyoot Thongkonthun aus dem Jahr 2000 stoßen zwei Genres aufeinander. Zum einen ist dies ein typischer Sportfilm, in dem eine Gruppe von Außenseitern, die von den Favoriten gedemütigt und verspottet werden, schließlich triumphieren, nachdem sie ihre menschlichen Konflikte überwunden und fleißig trainiert haben. Zudem folgt er den Konventionen eines „Queerfilms“. Denn es geht natürlich auch um Diskriminierung, um das Coming-Out eines Klosett-Schwulen, die Entwicklung eines homophoben Hetero hin zu Verständnis und Toleranz und um das unterhaltsame Herumgezicke der Tunten. Die Trainerin ist dann auch noch lesbisch, so dass dies tatsächlich ein schwul/lesbischer Publikumserfolg ist – meist funktioniert ja ein „schwuler“ Film für ein lesbisches Publikum überhaupt nicht.
Beide Genres kennt man. Spannend sind die Funken, die entstehen, wenn sie aufeinander prallen: So drohen Niederlagen bei den wichtigsten Spielen eines Turniers, weil Fingernägel abbrechen, sich das Team ziert, ungeschminkt vor Fernsehkameras zu spielen, oder sich zwei Spieler in den gleichen netten Polizisten verguckt haben. Inszeniert ist das Ganze als laute, schrille Komödie. Und nach den 20 Minuten der ersten Filmrolle, bei der die Untertitel mit irritierender Verspätung eingeblendet sind, kommt man schnell in den Film hinein, der seine Sympathieträger zwar mit dickem Pinsel, dafür aber auch sehr effektiv zeichnet. Der transsexuelle Star einer Kabarettshow, ein kraftstrotzender schwuler Feldwebel, bei dessen Aufschlägen die Bälle platzen, Drillinge in „heißen Höschen“ und eine manische Tunte, die ihre Dialogsätze kreischt, sind ein schöner bunter Haufen. Und weil das „overacting“ bei Schwulen ja eher eine Tugend als ein Laster ist, springt „Sa Tree Lex“ den Zuschauern bei jeder Szene direkt ins Gesicht – der frühe Almodóvar lässt grüßen. Wilfried Hippen
Läuft im Kino 46