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Archiv-Artikel

Denkmal geschützt vor Sarrazin

Senat beschließt Verkauf des leer stehenden Metropol-Theaters für eine Million Euro an den Betreiber der Arena. Finanzsenator kann sich mit seiner Forderung nach mehr Geld nicht durchsetzen

VON UWE RADA

Am Ende gab nur noch Thilo Sarrazin den Spielverderber. Bis zuletzt hatte sich der Finanzsenator dagegen gewehrt, die Never-Ending-Story um das Metropol-Theater mit einem Verkauf an den Betreiber der Treptower Arena, Falk Walter, für eine Million Euro zu beenden. Er soll sogar versucht haben, den Denkmalschutz aufzuheben. Doch seine Kollegen am rot-roten Senatstisch sahen das anders. Lieber ein paar Millionen weniger auf dem und ein kulturpolitisches Dauerproblem vom Tisch.

Noch in der vergangenen Woche hatte Sarrazin eine Entscheidung des Senats zu verhindern gewusst. Sein Argument: Experten schätzen den Wert der Immobilie am S-Bahnhof Friedrichstraße weit höher als den Verkaufspreis – auf 10 bis 15 Millionen. Ein Verkauf an Walter würde dem Ziel einer „ertragsmaximalen“ Verwertung der Immobilie widersprechen.

Doch darum ging es schon lange nicht mehr. Seit das Metropol 1996 an René Kollo übergeben und ein Jahr später wieder geschlossen wurde, sind alle KultursenatorInnen der Stadt daran gescheitert, eine Lösung für das stark sanierungsbedürftige Gebäude zu finden. So zog 1998 die Stuttgarter Dekra-Gruppe ihr Angebot zur Übernahme des Theaters zurück. Ein Jahr später verhinderte der damalige Kultursenator Peter Radunski (CDU) eine Übergabe des Metropol an den Musicalproduzenten Friedrich Kurz, der dort mehrere Jahre lang „Cabaret“ inszenieren wollte. 2001 kündigte die niederländische Gruppe Stage-Holding an, 60 Millionen Mark in das 1873 als „Admiralsbad“ errichtete Gebäude zu investieren. Doch auch diese Zusage hielt nur ein Jahr. Weil die Sanierungskosten zu hoch seien, zog die Stage-Holding wieder zurück, nicht ohne freilich zuvor vom Senat den Zuschlag zum Betrieb des Theaters des Westens bekommen zu haben.

Ob es nun ausgerechnet Arena-Betreiber Walter schaffen wird, der maroden Spielstätte neues Leben einzuhauchen, steht in den Sternen. Er will angeblich 10 Millionen Euro investieren. Dennoch war gestern erst einmal spürbares Aufatmen zu vernehmen. Schließlich hatte die grüne Kulturpolitikerin Alice Ströver noch gestern Morgen gemutmaßt, der Senat könne eine Entscheidung des Metropol ernneut verschieben.

Ganz aus der Luft gegriffen war das nicht. Schließlich hatte der Liegenschaftsfonds des Landes bereits im Juli für die Lösung votiert, die gestern nun beschlossen wurde. Dazu gehörte auch, dass Walter nur das Gebäude des Theaters kauft, die Freifläche daneben aber an einen anderen Investor verkauft wird. Aber auch das war dem Finanzsenator noch zu wenig gewesen und damit Grund genug, die Entscheidung monatelang zu verschleppen.

Aber auch wenn die Entscheidung für Walter spät fiel, ein positives Signal geht dennoch von ihr aus. Es heißt: Stadtentwicklung geht vor „ertragsmaximaler“ Verwertung. Nach dem Verkauf des Studentendorfes Schlachtensee an eine Studentengenossenschaft ist dies nun schon die zweite Entscheidung dieser Art binnen kürzester Zeit.