: Gut drauf trotz Gewinneinbruch
Post machte 2002 fast 60 Prozent weniger Gewinn als 2001. Schuld ist EU-Forderung, weswegen der Konzern 907 Millionen Euro zurückzahlen musste. Dagegen klagt die Post. Unterdessen schreitet Streichprogramm voran. 800 Filialen schließen
von KATHARINA KOUFEN
Der Gewinn der Deutschen Post ist um 58 Prozent gesunken – und die Post-Aktionäre freuen sich trotzdem. Der Grund: Das Unternehmen will in diesem Jahr mehr Geld an seine Anteilseigner ausschütten als in früheren Jahren. Von 37 auf 40 Cent soll die Dividende steigen.
Das klingt seltsam. Nur noch 660 Millionen Euro Gewinn statt, wie 2001, mehr als 1,5 Milliarden – und dann die Gewinnbeteiligung erhöhen? Die Post jedoch begründet ihre Politik so: Der Grund für das schlechtere Ergebnis sei eine EU-Entscheidung, die man für „ungerechtfertigt“ hält. Die Kommission verlangte von der Post, 907 Millionen Euro an den Staat zurück zu zahlen. Sie habe ihr Monopol bei der Briefbeförderung dazu missbraucht, den Paketdienst zu subventionieren. Ansonsten aber laufe das Geschäft gut: Der Umsatz legte um 18 Prozent zu.
In der Tat ist der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um etwa die Summe geschmälert, die der Konzern Anfang diesen Jahres zurückgezahlt hat und die 2001 bereits zurückgelegt wurde. Das Unternehmen klagt derzeit vor dem Berliner Verwaltungsgericht gegen die EU und Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD), der in die Brüsseler Entscheidung eingewilligt hat. Post-Sprecher Uwe Bensien: „Wir sind sicher, dass wir das Geld nicht bezahlen müssen.“
Ein weiterer Grund, der bei der Erhöhung der Dividende eine Rolle spielt, ist die „Unterbewertung der Post-Aktie“, so Bensien. „Als wir 2001 an die Börse gingen, lag der Kurs bei 21 Euro – und das Unternehmen stand viel schlechter da. Heute kostet die Aktie nur noch um die neun Euro.“ Bei dieser paradoxen Börsenlogik hält es der Konzern für wichtig, die Aktionäre zu belohnen, die der Post auch in schlechten Tagen die Treue halten. Bisher wurden 25 bis 30 Prozent des Gewinns als Dividende ausgeschüttet, jetzt sind es, auch ohne die „Sonderbelastung“ wegen der Beihilfe-Rückzahlung, deutlich mehr. Schließlich blickt die Post nach eigener Einschätzung auch noch einer rosigen Entwicklung entgegen: Ihr „Wertsteigerungsprogramm Star“ soll bis 2005 verbesserte Ergebnisse von 1,4 Milliarden Euro bringen.
Doch was die Aktionäre freut, geschieht zum Ärger der Kunden: Zu „Star“ gehört, dass bis Ende des Jahres rund 800 Postfilialen schließen. Bundesweit wären dann noch 12.000 übrig – weniger geht nicht, das verlangt der Gesetzgeber. Auch für zigtausend Briefkästen dürften die Tage gezählt sein: Künftig werden nur noch die Mindestauflagen eingehalten. Niemand darf es weiter als einen Kilometer zum Briefkasten haben. Stellen streichen will die Post – entgegen Gerüchten der letzten Monate – nur dort, wo Angestellte kündigen oder in Rente gehen. In einem Betrieb mit rund 224.000 Mitarbeitern sind das pro Jahr mehrere tausend.
Ganz besonders wird sich über die Unternehmenspolitik Hans Eichel freuen: Für den Bund, in dessen Händen immer noch 50 Prozent der Post-Aktien liegen, bedeutet die höhere Dividende unerhoffte Einnahmen von fast 223 Millionen Euro.