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Archiv-Artikel

Einblick (32)

Catrin Otto Künstlerin

taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?

Catrin Otto: „Früher oder später findet man immer eine Stadt, die das Abbild der Stadt ist, die man in sich trägt?“ A. Nin.

Meine Stadt ist Istanbul. Ich lebe seit 10 Jahren in Berlin, weil ich nicht in Istanbul lebe. Berlin mag ich, da es hier noch Löcher zum Hineinfallen gibt, unerwartete Nischen und noch nicht vollständig versiegelte Oberflächen. Dieser Rest Un-Ordnung lässt Raum für Unerwartetes, der sonst in Deutschland eng geworden ist.

Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?

Nach meinem Umzug nach Berlin habe ich aufgehört zu malen und begonnen mit Fotografie und Raum zu arbeiten. Dieses Mehr an Realität ist dem Einfluss Berlins zu verdanken. Berlin schwärmt nicht, trägt nicht und zwingt mich immer wieder die äußere Realität wahrzunehmen und zugleich nach innen zu schauen. Berlin konzentriert, wogegen Istanbul schenkt.

Woran arbeiten Sie gerade?

Zurzeit beginne ich gerade mit der Arbeit an einem Buch. Einer engen Verbindung aus Sprache und Fotografien, also einem Bilderbuch. Das Thema wird im weitesten Sinne „Schmerz“ sein. Schmerz entstanden aus Anpassung an Welteinrichtungen und Bilder, die nicht die eigenen sind. Parallel bereite ich meine nächste Fotoinstallation vor.

Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten?

Dass mich wenig wundert! Ich habe viele Zweifel und Fragen, was die Kunstgeschäftelei in dieser Stadt angeht – meine eigene eingeschlossen! Routinierte Aktenkofferartisten turnen in der Egoarena …