: Still ruht der Bredensee
Statt wie geplant Ende des Jahres wird das Nobelhotel auf dem Bredenplatz erst 2010 eröffnen. Auch auf dem Teerhof kommt es zu erheblichen Bauverzögerungen. Nun soll die Archäologie schuld sein
VON HENNING BLEYL
Ende 2008 sollte Eröffnung gefeiert werden. Doch derzeit ist der Bredenplatz, künftiger Standort eines „Vier Sterne plus“-Hotels, ein veritabler See. Die acht Meter tiefe Grube der seit Wochen verwaisten Baustelle hat sich mit Grund- und Regenwasser gefüllt.
Das geplante „Atlantic“-Hotel ist der letzte Ausläufer der umstrittenen Hotelbauförderung: Der Erlös aus dem Verkauf des Platzes, 2,6 Millionen Euro, floss nur zum kleinsten Teil in die Stadtkasse. Auch die Abrisskosten für das Häfenressort wurden den Investoren Zech und Grosse gut geschrieben. „Wenn es für die Verzögerung keine ausschließlich bautechnischen Gründe gibt, fände ich das außerordentlich ärgerlich“, sagt deswegen Robert Bücking, Ortsamtsleiter Östliche Vorstadt/Mitte. Immerhin sei die Stadt „gewaltig gedrängt“ worden, das Areal möglichst rasch als öffentlichen Raum zu entwidmen.
Zech-Sprecher André Castens verweist auf die „umfangreichen Abstimmungserfordernisse solch eines ungewöhnlichen Bauprojekts“. Neben den Aktivitäten der Archäologen habe auch das „umfangreicher als vorgeschrieben“ durchgeführte „Beweissicherungsverfahren“ in Bezug auf etwaige Schäden in Nachbarhäusern die Vorbereitungen verzögert. Nun warte man auf Erteilung der Baugenehmigung.
Das Bauressort bestätigt, dass der Antrag in der Warteschleife liege: Der unterschriftsberechtigte Referatsleiter sei krank. Mit einer längeren Verzögerung habe dies freilich nichts zu tun – der Bauantrag selbst sei „relativ spät gestellt“ worden. Nach Auskunft von Zech soll das Gebäude nun im Mai 2010 fertig sein.
Bei der zweiten Stadtbild-prägenden Baustelle gibt es ebenfalls erhebliche Verzögerungen: Die Zentrale der „Beluga Shipping“, die Zech auf dem ehemals als „Kulturdrittel“ frei gehaltenem Teil des Teerhofs baut, hätte schon im März fertig sein sollen. Wie geht es unter den Vorzeichen des allgegenwärtigen Finanzcrashs weiter? Immerhin legt das rasante, alle Margen der Branche sprengende Wachstum der Reederei die Vermutung nahe, dass dabei Kredite eine wichtige Rolle spielen. „Einen solchen Zusammenhang muss ich vehement bestreiten“, sagt „Beluga“-Sprecherin Verena Beckhusen.
Im März 2009 werde die Firmenzentrale eröffnet. Statt an etwaigen global generierten Problemen liegt die Verzögerung Beckhusens Angaben zu Folge ausschließlich an der lokalen Besonderheit des Bauplatzes: „Der Landesarchäologe hat so viel gefunden.“ In der Tat entdeckte das Team um Dieter Bischop unter anderem eine Kogge beziehungsweise Hulk sowie zwei Binnenkähne. Allerdings war das zu erwarten: Der „Teerhof“ ist, wie sein Name sagt, Bremens spätmittelalterliche Werft. Sind die Funde also wirklich der alleinige Grund der Bauverzögerung? Beckhusen: „Ja. Es liegt ausschließlich daran.“
Beim archäologischen Landesamt kann man das nicht nachvollziehen. „Wir haben auf dem Teerhof immer nur baubegleitend gearbeitet“, betont Grabungsleiter Dieter Bischop. Sicher komme es durch Funde zu „leichten Verzögerungen“, etwa bei den Schiffsbergungen, die die Reederei konstruktiv unterstützt habe. Allerdings hätten die Baufirmen jederzeit parallel weiterarbeiten können.