: Löwen suchen neues Revier
Die Revier Löwen Oberhausen müssen ihre Heimspiele momentan im Gelsenkirchener Exil austragen. Trotzdem träumen sie vom Aufstieg und der Rückkehr in die alte Heimat
VON HOLGER PAULER
Oberhausen liegt in Gelsenkirchen – zumindest für ein Jahr. Der Eishockey-Klub Revier-Löwen Oberhausen muss seine Heimspiele im Gelsenkirchener Exil austragen. Eine geeignete Halle in Oberhausen steht nicht zur Verfügung. Der zweite Umzug nach 1996 – damals siedelte der Verein von Ratingen ins CentrO – war die finanzielle Rettung. Im Kampf um den Aufstieg in die drittklassige Oberliga befürchteten Aktive und Fans wegen des Wegfalls echter Heimspiele jedoch Nachteile.
Doch nach vier Spielen in der Aufstiegsrunde stehen die Revier-Löwen an der Tabellenspitze. Die beiden Heimspiele wurden gewonnen. Zum letzten Duell mit den Ratinger Ice Aliens kamen über 1.400 Zuschauer „Das Potential im Revier ist da“, sagt der erste Vorsitzende Marco Wolff, „leider ist das Interesse der Schalker Eishockeyfans noch recht klein.“ Zu jedem Heimspiel machen sich 700 Fans aus Oberhausen auf – in der Hoffnung irgendwann wieder die Düsseldorfer EG oder die Kölner Haie zu Gast zu haben.
Der Weg dorthin wird kompliziert. Vor der Saison sah es so aus, dass die besten acht Teams der Regionalliga in die Oberliga aufsteigen können. Zwischen den Jahren wurden die Statuten mal eben kurz geändert – Eishockey halt. Jetzt steigt nur der Erste direkt auf. „Das wird wieder ein Sommertheater geben“, sagt Marco Wolff, „unsere Pläne werden dadurch durchkreuzt.“ Die Verträge mit drei Leistungsträgern wurden trotzdem verlängert auch Trainer Markus Scheffold will weiter machen. Sportlich gibt es wenig Probleme.
Der sportliche Erfolg ist Voraussetzung für den Bau einer vereinseigenen Eishalle. In Oberhausen natürlich. „Medien und mittelständische Betriebe legen auf die lokale Anbindung sehr viel Wert“, glaubt Marco Wolff. Kein Oberhausener Sponsor käme auf die Idee, in Gelsenkirchen zu werben.
Letztes Jahr um diese Zeit schien es, als hätte Eishockey in Oberhausen keine Zukunft. Die Revier Löwen waren im Jahr zuvor nach vier Jahren in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) abgestiegen. Der Club hatte Verbindlichkeiten von 1,8 Millionen Euro. Das Insolvenzverfahren wurde eingeleitet. Die Spielstätte König-Pilsener-Arena im CentrO Oberhausen stand auch nicht mehr zur Verfügung. Die Folge: Lizenzentzug. Spieler und Sponsoren flüchteten. Selbst die viertklassige Regionalliga wollte die Löwen nicht aufnehmen. Die Eishockey-Fans in Oberhausen mussten eine Saison zuschauen, ohne dass ihr Team in den Spielbetrieb eingreifen konnte.
Die Entwicklung kam damals überraschend. Die Revier Löwen schienen sich gerade in der DEL etabliert zu haben. Zu den Spitzenspielen kamen bis zu 9.000 Zuschauer. Der so genannte Retortenklub hatte sein Image abgelegt. Ein Image, welches nach dem Umzug des EC Ratingen ins CentrO entstand. Die Verantwortlichen erhofften sich durch den Umzug eine höhere Resonanz – bei Publikum und Sponsoren. Der Name Revier Löwen sollte Fans im gesamten Ruhrgebiet ansprechen. Mit 5.500 Zuschauern wurde im Schnitt kalkuliert, knapp die Hälfte kam. Die Fans aus dem Revier blieben beim Fußball, die Ratinger Fans konnten sich mit den Revier Löwen nie identifizieren und schauten sich in ihrer Heimat lieber unterklassiges Eishockey an.
Die Rivalität, hält bis in die Gegenwart an. Nach der 1:3-Niederlage der Ratinger Ice Aliens bei den Revier Löwen am letzte Freitag, sprach Ratingens Trainer Udo Schmid davon, dass er ein schwaches Spiel zweier schwacher Mannschaften gesehen hätte und sorgte so für einen Eklat. „Ich kann meinem Trainerkollegen nicht ganz beipflichten“, antwortete Löwen-Trainer Markus Scheffold sauer. Die Stimmung war der Eistemperatur angepasst. Die Ratinger Lokalpresse korrigierte die Zuschauerzahl mal eben um 500 nach unten; außerdem sei die Stimmung schlecht. Der Vorsitzende Marco Wolff reagiert gelassen: „Die einseitige Rivalität gibt es seit dem Wegzug aus Ratingen, wir haben keine Probleme damit.“ Für die Aufnahme in den Revier-Löwen Newsletter reicht es aber immer noch.
Heute Abend geht es in der Gelsenkirchener Emscher-Lippe-Halle gegen die Eisbären Berlin Juniors. Wenn man sich irgendwann mal wieder mit deren Eltern messen will, ist ein Sieg auf jeden Fall Pflicht – auswärts für die neue Heimat.