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Archiv-Artikel

Helmut Kohls tödliches Erbe

Der Bochumer Polizeipräsident macht die Aussiedlerpolitik von Helmut Kohl für die fünffachen Morde in Bochum, Herne und Rotterdam verantwortlich. Bund der Vertriebenen spricht von Hetze

VON ANNIKA JOERES

Helmut Kohl ist schuld. Für Bochums Polizeipräsident Thomas Wenner sind fünf tote Männer das Ergebnis von Kohls Einwanderungspolitik. „Die fünf Morde sind eine Folge seiner deutschtümelnden Politik.“ Der Polizeichef sprach von „asiatischer Gewaltbereitschaft“.

Am Mittwoch hatten Wenner und Kollegen aus Bochum, Aachen und Rotterdam die Aufklärung von fünf Morden bekanntgegeben: Sechs Männer zwischen 20 und 27 Jahren werden für brachiale Erschießungen im Drogenmilieu verantwortlich gemacht, fünf von ihnen sind Aussiedler. „Das Thema Russlanddeutsche und Gewalt ist nicht neu“, sagt Bochums Polizeisprecher Michael Bloch. Die AussiedlerInnen kapselten sich ab und sprächen kein deutsch, Integration fände nicht statt. „Wir haben dann die Folgen auszubaden“, sagt Bloch. Seit Jahren sei die Kriminalitätsrate der AussiedlerInnen stark erhöht.

„Das ist platte Stimmungsmache“, sagt Markus Patzke, Geschäftsführer des „Bundes der Vertriebenen NRW“. Eine Reihe von Untersuchungen, zum Beispiel des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA), hätten bewiesen, dass jugendliche Aussiedler das selbe kriminelle Potential hätten wie deutsche. Patzke trauert dem CDU-Patriarchen Kohlhinterher. „Der wäre anders mit uns umgegangen, der hatte noch Verständnis.“ Jetzt schließe sich das Tor für Aussiedler.

Das nordrhein-westfälische LKA ist weniger verständnisvoll. „Die Mordserie ist alarmierend“, sagt LKA-Chef Wolfgang Gatzke. Seit Jahresbeginn werden die Straftaten junger Aussiedler zum ersten Mal gesondert erfasst. „Wir müssen herausfinden, was da Sache ist.“ SPD-Generalsekretär Michael Groschek sieht wie Wenner die Schuld bei der CDU. „Wer inflationär Russlanddeutsche zu deutschen Staatsbürgern erklärt und sie nicht begleitet, verantwortet die Folgen.“

Der Recklinghäuser Bundestagsabgeordnete und Beauftragter für Spätaussiedler, Jochen Welt (SPD), will keine „ganze Volksgruppe kriminalisieren“. Ältere Aussiedler gehörten zu den gesetzestreuesten MitbürgerInnen, nur die Jugendlichen würden auffällig. Wie Polizeichef Wenner gibt Welt die Schuld an Kohl weiter. „Die Integration ist damals in die Hose gegangen.“ So habe der Ex-Kanzler die Sprachkurse von 12 auf 6 Monat gekürzt. „Er wollte alle zwanghaft zu Deutschen machen.“