: Tränen fließen übers Kita-Chaos
Auch bei dringendem Sprachförderbedarf erhalten Kinder keine Gutscheine. SPD-Politiker Böwer: Es fehlt dafür das Geld. Bezirke hoffen auf Wartelistensuchlauf für berufstätige Eltern am Donnerstag. Erst mal gibt es einen Serienbrief
von KAIJA KUTTER
„Die Mitarbeiter des Kita-Amtes gehen bei uns abends heulend nach Hause“, berichtet Hans-Jürgen Meyer vom Personalrat des Harburger Bezirksamts. „Sie lesen in der Zeitung, dass es 40 Millionen Euro gibt, und dürfen dann doch wieder keine Gutscheine ausgeben.“ Jüngstes Beispiel sei die Sprachförderung. So würde diese „Priorität 3“ bis zur Wahl nicht bewilligt. Meyer: „Auch die Kinder, die noch nie in einer Kita waren, kriegen keinen Schein. Das gibt Riesenärger bei uns im Amt.“ Zwei Mitarbeiter seien deshalb schon krank.
Wie berichtet, lässt die Schulbehörde 16.000 vierjährige Kinder von Schulleitern auf Sprachförderbedarf untersuchen. Die Regelung ist ohnehin sehr streng, sollen doch nur die Kinder, die keine Kita kennen, bei „erhöhtem Sprachförderbedarf“ einen Ganztagskita-Platz erhalten. Stimmt, was Meyer sagt und wird nicht mal diese Gruppe bedient, wäre der Bluff perfekt.
Den SPD-Politiker Thomas Böwer wundert es nicht, wenn die Priorität 3 entfällt. Wurde doch im Haushaltsausschuss bekannt, dass die hier erwarteten 600 Fälle nicht im Kita-Etat finanziert sind. Behördensprecher Hendrik Lange erklärt dagegen, Priorität 3 würde bewilligt, wenn die „Voraussetzungen“ erfüllt sind.
Was das heißt, darüber gibt es an den Schulen Verwirrung. So berichtet Albert Fütterer vom Kita-Amt Wandsbek von Eltern, die mit einer Bescheinigung ihres Schulleiters über Sprachförderbedarf einen Gutschein wollten, diesen aber nicht bekämen, weil ihr Kind Deutsche ist.
Laut Fütterer erwarten die Bezirke, dass am Donnerstag der erste „Wartelistensuchlauf“ für die „Priorität 5“ der Berufstätigen startet. Die Eltern erhielten dann einen Serienbrief, dass sie einen Gutschein haben könnten. Böwer bleibt indes dabei, dass der Kita-Etat dies nicht hergibt.