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Archiv-Artikel

Schwer verdaulich

Champions-League droht: Bielefelds Keeper macht den Ball „hain“ und schiebt den HSV damit auf Platz vier

In Kriegszeiten macht der HSV (unfreiwillig) Werbung für den USC Paloma. Als Friedenssymbol auf hunderten Luftballons flatterte vor Anpfiff die Taube, das Wappentier des Verbandsligisten aus Barmbek-Süd, aus der AOL-Arena. 46.160 Besucher, die nicht zuletzt dank der Ticket-Kooperation mit einem Fast-Food-Riesen gegen die mausgraue Arminia aus Bielefeld so zahlreich geströmt waren, erlebten den Friedenstauben-Freiflug. Als kickende Werbemaßnahme für den neuen Partner gab es beim Hamburger 1:0-Sieg in Halbzeit zwei leider auch den entsprechenden Fußball: schwer verdaulich wie ein Big Mac mit großer Portion Pommes.

Mit der Doppelspitze Romeo und Takahara sowie Maltritz als einzigem Mittelfeld-Abräumer so offensiv aufgestellt wie selten zuvor, kontrollierten die Rothosen das Spiel im ersten Durchgang noch weitgehend. Allein sie waren „nicht kalt genug“, die spielerische Dominanz in einen deutlichen Vorsprung umzusetzen, wie Sportchef Dietmar Beiersdorfer erkannte. So blieb es beim frühen 1:0 (9. Minute) nach dem kuriosen Kopfball-Eigentor durch Gäste-Keeper Hain.

Nach dem Wechsel agierte der Uefa-Cup-Aspirant so fahrig wie ein potenzieller Absteiger, auch die Hereinnahme von Rafael Wicky (für Rudolfo Cardoso) gab dem HSV nicht mehr Stabilität. „Eine andere Mannschaft hätte das bestraft“ (Beiersdorfer), doch die harmlosen Aufsteiger von der Bielefelder Alm kamen über eine Kopfball-Chance durch Wichniarek nicht hinaus, die HSV-Keeper Martin Pieckenhagen parierte.

Kurz vor Schluss schaffte es der sonst passabel spielende Takahara, nach einem sehenswerten Sololauf die Kugel aus wenigen Metern am völlig leeren Tor kunstvoll vorbeizuschieben.

Durch den glanzlosen Sieg gelang es dem HSV, mit dem denkbar knappsten aller positiven Torverhältnisse (33:32) Platz 4 zu erobern. Bei einem erneuten Heim-Sieg am nächsten Samstag gegen Dortmund droht sogar die Champions League. Da müsste der HSV in der aktuellen Verfassung dann erneut Tauben steigen lassen – diesmal als Zeichen der Kapitulation. Jörg Feyer