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Archiv-Artikel

In die Hand des Traditionalisten

Jürgen Peters wird überraschend vom Vorstand der IG Metall als neuer Vorsitzender nominiert. Klaus Zwickel bemüht sich um Schadensbegrenzung

Klaus Zwickels Wunschkandidat war eigentlich Reformer Berthold Huber

von BARBARA DRIBBUSCH

Einen Tag lang sah es so aus, als käme in der IG Metall demnächst ein Reformer an die Spitze. Doch dann, am Dienstag, bekam der Traditionalist den Zuschlag: Der Gewerkschaftsvorstand schlug den 59-jährigen stellvertretenden IG-Metall-Vorsitzenden Jürgen Peters als Nachfolger des amtierenden IG-Metall-Chefs Klaus Zwickel vor. Peters soll auf dem Gewerkschaftstag im Oktober endgültig gewählt werden.

Noch am Montag hatte sich der zehnköpfige geschäftsführende Vorstand für den 53-jährigen Berthold Huber als Nachfolger ausgesprochen. Huber war der Wunschkandidat von Zwickel. In der geheimen Wahl am Dienstag jedoch entschied der 40-köpfige Gesamtvorstand der IG Metall anders. Die Abstimmung ergab ein Patt von 20 zu 20 Stimmen. Um die Auseinandersetzung um seine Nachfolge zu beenden, schlug Zwickel daraufhin vor, Peters zum ersten und Huber zum zweiten Vorsitzenden zu machen. Dem stimmte der Gesamtvorstand mehrheitlich zu.

Bei den Vorgesprächen hatte der Vorstand einer möglichen Nominierung Hubers nicht widersprochen. Warum die geheime Wahl dann doch anders ausfiel, darüber wurde gestern spekuliert. Möglicherweise hätten sich einzelne Vorstandsmitglieder an alte Loyalitäten zu Peters gebunden gefühlt, hieß es. Die Traditionalisten in der IG Metall sind vernetzter als die Reformer.

Zwickel war gestern um Schadensbegrenzung bemüht. Er sprach sich dagegen aus, beide Kandidaten bestimmten Flügeln in der Gewerkschaft zuzuordnen. Auch er sei zuerst als Traditionalist tituliert worden, dann als Reformer und werde jetzt als „Betonkopf“ bezeichnet. Zwickel wertete die künftige Doppelspitze als Ausdruck sowohl von Kontinuität als auch der Notwendigkeit von Veränderungen. Die neue Führung schmiede die IG Metall in einer schwierigen Zeit zusammen.

Berthold Huber zeigte sich edelmütig, als er sich mit der Aufstellung zum zweiten Vorsitzenden einverstanden erklärte. Er sei bereit, aus Loyalität zur IG Metall seine „persönlichen Ehrgeize nach hinten zu schieben“.

Traditionell hat die IG Metall einen ersten und einen zweiten Vorsitzenden. Während der erste Vorsitzende etwa für die Grundsatzabteilung und die Öffentlichkeitsarbeit der Gewerkschaft zuständig ist, obliegt dem zweiten Vorsitzenden unter anderem die Tarifpolitik. Wie genau die Arbeitsgebiete zwischen Peters und Huber künftig aufgeteilt werden, wollte man bei der IG Metall gestern noch nicht sagen.

Der Klassenfeind nahm die Entscheidung gelassen. Man beurteile Peters’ Nominierung nicht als Richtungsentscheidung, sagte Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Auch ihm sei daran gelegen, dass die Gewerkschaft über eine Führung verfüge, die integrieren könne.

Der 63-jährige Zwickel tritt auf dem Gewerkschaftstag im Herbst nach zehn Jahren an der Spitze der mächtigsten deutschen Gewerkschaft nicht wieder an. Zwickel gilt als Urheber des Bündnisses für Arbeit, jener Gesprächsrunde mit Bundeskanzler, Arbeitgebern und Gewerkschaften, die unlängst von Schröder wegen Ergebnislosigkeit aufgelöst wurde. Zuletzt machte Zwickel Schlagzeilen, weil er als Aufsichtsratmitglied bei Mannesmann die millionenschweren Abfindungen für Manager billigte und damit ins Visier der Staatsanwaltschaft geriet.

Aufgrund seines Alters wird Peters die IG Metall nur für eine Amtszeit von vier Jahren führen. 2007 wird dann wohl Berthold Huber an die IG-Metall-Spitze nachrücken.