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Archiv-Artikel

Prügel hinter Gittern

Weil sie ein Antikriegsplakat mit US-Flagge und Hakenkreuz trug, wurde eine Iranerin vor der US-Botschaft festgenommen. Polizisten hätten sie misshandelt, sagt Zahra C.

Eigentlich wollte Zahra C. am 4. April bei der Mahnwache gegen den US-Krieg im Irak „dagegen demonstrieren, dass die amerikanische Regierung auch mein Heimatland bedroht“. Die 50-jährige Iranerin floh nach dem Sturz des Schah-Regimes nach Berlin und ist längst deutsche Staatsbürgerin. In ihrer Wohnung hat sie die großen Schilder aufgehoben, mit denen sie Anfang April vor der US-Botschaft protestierte. „USA, lass die Welt in Ruhe“, steht da mit schwarzer Schrift auf braunem Pappkarton. Auf ein zweites Plakat hat sie das Foto ihres Bruders, der im Ersten Golfkrieg getötet wurde, geklebt.

Ein Pappschild fehlt in der Sammlung. Das hatte die Aufmerksamkeit von Polizeibeamten erregt, weil Zahra P. ein Hakenkreuz neben die US-Nationalfarben gemalt und darunter den Slogan „Stopp War. Bush: Iran: drei Nummern zu groß für dich“ geschrieben hatte. Zahra P. erinnert sich, dass zwei Beamte in Uniform auf sie zukamen und sie aufforderten, das Schild abzugeben. Dann wurde die 50-Jährige festgenommen und zur Gefangenensammelstelle in die Perleberger Straße gebracht. „Man hat mir die ganze Zeit nicht erklärt, warum ich festgenommen wurde,“ sagt Zahra C.

Sie erhebt schwere Vorwürfe: In der Aufbewahrungszelle in Moabit sei sie von zwei Polizeibeamten misshandelt worden. Dabei seien Sprüche wie „Iraner und Araber sind Terroristen“ und „Scheiß deutsche Ausländer“ gefallen. Als sie auf die Aufforderung, den Beamten zu folgen, ihren Schwerstbehinderten-Ausweis gezeigt und erklärt habe, dass sie wegen einer schweren Knieverletzung und ihres Asthmas nicht laufen könne, hätte ein Beamter ihren Arm gepackt und auf dem Rücken verdreht. Eine Polizistin habe sie an den Haaren gepackt und damit ihren Kopf nach hinten gezogen und mit der anderen Hand ihren Oberarm gequetscht. Dabei sei ein Erbstück ihrer Ururgroßmutter – eine goldene Kette mit Lapislazuli-Anhänger – zerrissen.

Als Zahra C. die Ärmel ihres T-Shirts hochrollt, sind auch knapp zwei Wochen später noch blaue Flecken am Oberarm und eine Schürfwunde am Fußgelenk zu sehen. Den rechten Arm kann die große Frau mit den langen schwarzen Haaren und den dunklen Rändern unter den Augen seitdem nicht mehr bewegen. Ein ärztliches Attest der Charité, wo Zahra C. nach ihrer Freilassung behandelt wurde, bescheinigt ihr unter anderem „schwere Prellungen im Bereich des rechten Ellenbogens sowie eine Schädelprellung und Unterschenkelhämatome“.

Bei der Polizeipressestelle heißt es, Zahra C. habe sich in der Gefangenensammelstelle gewehrt und Polizisten beleidigt. Gegen sie würde wegen Widerstands gegen Polizeibeamte und Beleidigung sowie wegen Volksverhetzung ermittelt, da das öffentliche Zur-Schau-Stellen von Hakenkreuzen strafbar ist. Das habe sie nicht gewusst, sagt Zahra C. „Ich habe doch nur ein Plakat gemalt.“

Den Vorwurf, sie habe die Beamten beleidigt und sich gewehrt, weist sie zurück. Und ihre Anwältin Brigitte Kolb kritisiert, dass Zarah C. ein Tatvorwurf nicht mitgeteilt wurde. Zudem dürften „Festgenomme nicht misshandelt werden“, so Kolb. Zahra C. hat nun Anzeige wegen „Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt“ gegen „unbekannte Polizisten“ erstattet. HEIKE KLEFFNER