: Halb durch Hartz
Die Bremer Soziokultur ist seit 25 Jahren „aktenkundig“ und lud deswegen Kulturpolitikerinnen zur Diskussion
Sie haben einiges durchgestanden, mal zusammen, mal gegeneinander. Nur ohne einander, ohne einander können sie nicht: Seit den 70er Jahren, seit Hilmar Hoffmanns „Kultur für Alle“-Programmatik sind die Soziokultur und die Kulturpolitik ein Paar. Für die Bremer Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Einrichtungen (LAG) verlief diese Partnerschaft so eindrucksvoll, dass sie für ein Jubiläum taugt: Vor 25 Jahren wurde die Bremer Soziokultur zum ersten mal „aktenkundig“.
Am Freitag lud die LAG daher ihre Mitglieder von Einrichtungen wie der Kulturwerkstatt Westend, dem Lagerhaus, dem Brodelpott oder dem Frauenkulturzentrum „belladonna“ in den Kultur- und Bildungsverein Ostertor – zur Diskussionsrunde mit den kulturpolitischen Sprecherinnen Carmen Emigholz (SPD) und Helga Trüpel (Grüne). Von der CDU war Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann gekommen, in Vertretung von Kultursenator Kuno Böse und der kulturpolitischen Sprecherin Sigrid Köstermann.
Das Hauptthema zum Jubliläum: Die Personalstandssicherung in Zeiten der Hartz-Direktive. Durch die Einschränkung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und die Konzentration der Abeitsmarktpolitik auf den ersten Arbeitsmarkt brechen für viele der soziokulturellen Einrichtungen massiv Gelder für Stellen weg. Bernd Scheda vom Lagerhaus: „In unserer Einrichtung wird der Personalstand durch Hartz halbiert.“
Helga Trüpel fordert vor diesem Hintergrund „zusätzliche Mittel“ für die Einrichtungen: „Die Frage ist: Wie gewichte ich die Teilbereiche im Kulturetat zueinander, und da ist es der Soziokultur in den vergangenen Jahren tendenziell schlechter gegangen.“
Dagegen spricht Carmen Emigholz von einem im Bundesvergleich „hochfinanzierten Soziokulturangebot“ und meint: „Der Sanierungshaushalt zwingt uns seine Logik auf.“ Anstatt „rückwärts-gewandt larmoyant“ zu diskutieren müsse man für „gute Ideen werben“. Und Elisabeth Motschmann wünscht sich mehr investiven Spielraum für das Kulturressort, meint aber: „Man kann nicht in jedem Fall sagen: Diese Einrichtung muss für die Ewigkeit bleiben.“
Die Soziokultur-Szene nahm solche Sätze gelassen, wohl auch, weil alles andere an diesem Tag unisono vom Podium kam: Klar, die sogenannten „Kontrakte“ sollen in der nächsten Legislaturperiode nun endlich zustande kommen – und den Einrichtungen für mindestens drei Jahre vertraglich zugesicherte Zuschüsse garantieren.
Auch klar: Die Soziokultur soll in dem Konzept der Bewerbung Bremens zur Kulturhauptstadt 2010 eine wichtige Rolle spielen. Ob als eine Komponente, die sicher „dazugehört“ (Motschmann), als wichtiger Pfeiler des Konzepts, „damit wir ein Gewinnerklima hinbekommen“ (Emigholz) oder als „Flagge“ unter der das Projekt „segeln“ muss (Trüpel). Klaus Irler