Folien, Filme, Falschgeld

Ab heute in der Hochschule für bildende Künste: Die Diplomausstellung 2004 zeigt Mut zu großen Formaten und bereichert die Dingwelt um Objekte, die ironischerweise gleichzeitig nützlich und überflüssig sind

Götterspeise in schwebenden Plexiglaswolken oder ein Wohnturm aus billigstem Material, der kaleidoskopartig schillert wie eine Favela-Kathedrale: Ab heute sind an der Hochschule für bildende Künste wieder Entdeckungen zu machen.

Bei der jährlichen Ausstellung der Diplomarbeiten mag besonderes Interesse dem aktuellen Stand der Malerei gelten. Dort gibt es wieder beide Extreme: die Reduktion auf additiv nebeneinandergestellte Farb- und Formelemente bei Helene Appel und die monströs bevölkerte Bilderwelten bei Ergül Cengiz. Mut zu großen Formaten fehlt nicht, auch die konzeptionell aus der Zerlegung von Plastiktüten entwickelte Arbeit von Sebastian Zarius wird seit seinen neuen Rasterpanelen immer raumgreifender und dekorativer.

In der Büttner-Klasse finden sich Tjorg Beer, der Mitbegründer des alternativen Ausstellungsraumes „Taubenstraße“ in Hamburg, mit seinen an steinzeitliche Computerspiele erinnernden Folienbildern, und Jürgen von Dükerhoff mit Alltagsbildern, die durch Überarbeitung und Collagen zu seltsam leuchtenden Momenten entstellt sind.

Wenn heute Abend wieder der Karl-H.-Ditze-Diplompreis vergeben wird, stehen aber alle Arbeitsbereiche zur Auswahl, auch das Design. Da bereichert die bereits international ausgezeichnete Alexa Lethen mit einem System von in den Sand steckbaren Stangenhaltern für das Picknick am Strand die Dingwelt um Objekte, die ironischerweise zugleich nützlich und überflüssig sind. In vielen Arbeiten findet sich eine Mehrschichtigkeit, die die Grenzen der inzwischen abgeschafften Fachbereiche übergreift. Die Kartons von Jan Naumawitsch bieten sich auf Keilrahmen gezogen als Kunst an, aber auch als Modell einer trivialen, kistenförmigen Standardarchitektur.

Zentral in der Aula der Hochschule sind acht Arbeiten zur Architektur versammelt, darunter Entwürfe für das Zentrum Warschaus. Schließlich ein keineswegs zu vergessender Bereich: Im „kleinen Hörsaal“ werden Filme gezeigt – immerhin hat auch der preisgekrönte Regisseur Fatih Akin in diesem Hause gelernt. Insgesamt zeigt sich eine kreative Hochschule, die allerdings die Stürme von Umstrukturierungen und Sparzwängen zu überstehen hat. Aber auch da gibt es Hoffnung: Der Diplomand Alex Heim hat einen ganzen Koffer mit Dollarnoten zum Examen mitgebracht. Hajo Schiff

Eröffnung heute, 19 Uhr; bis 29.2. täglich 14-20 Uhr