: Offensive voll in der Defensive
Enttäuschung und Unverständnis bei Schills Ex-Partei Rechtsstaatlicher Offensive
Richtigen Jubel gab es bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – kurz: Offensive – gestern Abend eigentlich nur ein Mal. Das war, als Noch-Innensenator Dirk Nockemann von Ronald Schill die Kunde überbrachte, der wolle Deutschland nun verlassen. Nur 0,5 Prozent für die Offensive: Die etwa 60 Anhänger, die zur Wahlparty in den Wappenhof Dubrovnik nach Borgfelde gekommen waren, konnten es erst nicht begreifen und hatten dann doch viele Erklärungen.
„Im Wahlkampf haben uns die Leute unsere Broschüren aus den Händen gerissen, das mit der Prognose von einem Prozent kann gar nicht stimmen.“ Und Ole von Beust habe sich immer mit „unseren Erfolgen geschmückt“. Bei der Inneren Sicherheit sei das beispielsweise so gewesen. Und nur aus politischer Unerfahrenheit sei die Partei nicht dagegen angekommen.
Zwischen Kunstblumen, Springbrunnen und Tellern voller Schweineschnitzel und Djuwetsch-Reis waren schnell die Gründe für den Absturz gefunden: Die „kommunalen Blätter, die ja nicht mal unsere Bürgersprechstunden umsonst drucken“, und Schill natürlich, „von dem wir uns nicht deutlich genug abgegrenzt haben“. Und dann war da noch, wie Nockemann analysiert, „das Prognose-Unwesen“, das dazu geführt habe, dass mancher gleich die CDU gewählt hat, weil er eine Stimme für die Offensive für eine verschenkte hielt.
Aber es gibt auch Dinge, die eine gewisse Befriedigung verschaffen: „Dass Ronald Schill und die FDP es auch nicht geschafft haben.“ Und Noch-Senator Mario Mettbach freut sich, dass Rot-Grün verhindert wurde, „weil konservative Kräfte nötig sind, und nicht nur Kräfte, die Multi-Kulti und alles gleich machen wollen.“
Der gestrige Abend soll jedenfalls noch nicht das Ende der Offensive gewesen sein. Fraktionschef Norbert Frühauf hat sich zwar schon auf sein neues Leben eingestellt: „Ich werde wieder als Anwalt arbeiten und so weiter für Gerechtigkeit sorgen.“ Der Abgeordnete Rolf Rutter will sich langfristig nach einem Altersruhesitz auf Nordzypern oder in der Türkei umsehen. „In Deutschland kann man es sich ja nicht leisten, alt zu werden.“
Aber er setzt auf die nächste Wahl in vier Jahren, denn über diesen Sonntag kann er nur sagen: „Es tut mir Leid um die Stadt.“ Sandra Wilsdorf