vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Über die Berliner Bühnen fegt momentan das Theatertreffen mit den Highlights der Saison. Wer da nicht vom Schicksal begünstigt ist, bekommt allerdings längst keine Karten mehr. Da heißt es nach Alternativen suchen. Etwa auf dem Stückemarkt im Haus der Berliner Festspiele, wo neue Dramen unbekannter Autoren präsentiert werden, zum Beispiel Maja Das Guptas „Zappen“, das Jule Böwe und Mark Waschke am Sonntag szenisch lesen werden. Theater und Krieg ist ebenfalls ein Thema, dem sich das Theatertreffen in Diskussionen widmet: dem (ungeheuer effektiven) Widerstand deutscher Theater gegen den Irakkrieg einerseits (17. 5.), andererseits (bereits gestern) mit dem Krieg, den Finanzsenatoren gegen unsere Stadttheater führen. Einen erfolgreichen Weg aus der Krise könnte das Modell von Johannes Galli (www.galli.de) weisen, der das Theater mit dem Business verbunden hat. So wird in einem Galli-Theater nicht bloß Theater gespielt (zum Beispiel am Freitag in den Heckmann Höfen Gallis absurde Komödie „Fliegende Fische“), sondern auch Theater unterrichtet. Allerdings nicht zum Zwecke künstlerischer Ertüchtigung, denn da kommen am Ende bloß noch mehr Arbeitslose heraus, sondern um theatralische Methoden fürs Verkaufstraining, Managerschulung und Geschäftskontakte nutzbar und somit marktfähig zu machen. Viel Theater mit wenig Subventionen macht seit Jahren das Theater 89, wo ab Donnerstag Michael Frayns Physiker-Drama „Dialog“ zu sehen ist, in dem man Niels Bohr und Heisenberg beim moralischen Kräftemessen beobachten kann. Das Theaterhaus Mitte präsentiert ab Freitag „Scram“, eine Tanzperformance mit Texten von Buddha und Plato über Marx bis George W. Bush.