Wahlkampf
: FDP verbreitet Rosen und Frohsinn in der Sögestraße

Alles so schön gelb hier

Claus Jäger war begeistert: „Überall nur Freundlichkeit!“ Wem auch immer der FDP-Spitzenkandidat gestern in der Sögestraße eine gelbe Rose und ein Wahlprospektchen in die Hand drückte – die Leute lächelten höflich oder ließen sich sogar auf einen kurzen Plausch ein. Dabei schnackten sowohl er als auch die extra zum Wahlkampf angereiste FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper überwiegend Frauen an. Und das gemeine Frauenzimmer – so behaupten jedenfalls geschlechtsspezifische Verhaltensstudien – ist konfliktscheu und mag sein Gegenüber nicht abweisen. Doch Jäger beteuerte, er und seine KollegInnen würden deshalb die Damen ansteuern, weil denen die Rosen vorbehalten wären.

Die fidel aufgelegte Cornelia Pieper fragte derweilen eine Dame über ihr Einkaufsverhalten aus – „wie finden Sie denn die veränderten Ladenschlusszeiten, also ich gehe ja am liebsten am Wochenende einkaufen“ – und erklärte ihr das Wahlprogramm der Bremer FDP: „Das ist zum einen die Wirtschaftspolitik, da ist viel zu tun in Bremen und das andere ist die Bildungspolitik. Da liegt Bremen laut PISA ganz hinten.“

Die Art, in der Pieper in ihrem silbrig glänzenden Hosenanzug durch die Sögestraße flanierte, erinnerte entfernt an die Gauloise-Mädchen, die gut gelaunt durch die Fußgängerzonen hopsen und Zigaretten verteilen. „Entschuldigung, für was macht die denn Werbung?“, fragte folgerichtig die Frau von der Marktforschung mit dem Klemmblock unterm Arm, die zwar den Spitzenkandidaten Jäger noch nie gesehen hatte, aber trotzdem meinte, sie würde wohl FDP wählen. Zuvor aber noch eine Frage an die Generalsekretärin: „Würden Sie vielleicht mit nach oben kommen und ein paar Fragen beantworten?“ „Fragen Sie, fragen Sie!“, sagte Pieper, hatte dann aber doch keine Zeit für eine ausführliche Fragestunde, schließlich musste sie noch ein Weilchen smalltalkend auf und ab gehen – und das kann sie wirklich gut. Im Gegensatz zu ihr wirkte der Bremer Kandidat Jäger steif. Oder hanseatisch. So bot er zwei Frauen mit Kopftuch die FDP-Broschüre auf Türkisch an. Doch die lehnten in perfektem Deutsch dankend ab: „Danke, Deutsch verstehen wir viel besser.“ eib