Jukebox

Einstürzende Neubauten – ein kleiner Katechismus

Wer da glaubet, der wird selig werden.Häresie: Die Einstürzenden Neubauten sind abgefallen vom wahren Stamm des Pop. Sie spotten der Hitparade. „Unsere Musik sind keine Töne mehr“, meinte Blixa Bargeld einstens in fröhlicher grammatikalischer Unbekümmertheit. Geniale Dilletanten (so wird das geschrieben!) kennen keine Regeln. Wie alle gefallenen Engel von einer luziden Schönheit (keine ohne Gefahr).Apokalypse: Einst war es stures Trommeln in der Nacht. Mit der Nacht. Gegen die Nacht. Tanz debil. Totentänze. No future. Aber immer ward aus der Zukunft doch eine Gegenwart und die dann zur Vergangenheit. Aber die Einstürzenden Neubauten machten einfach noch ein Album, bis auch sie einsehen mussten, dass der sehnsüchtig herbeigetrommelte Untergang doch nicht mehr kommen würde. Also wurden die Künder zu Genießern, sie entdeckten die schöne Melodie, während Blixa Bargeld an der nun reich gedeckten Schlemmertafel weiter wie Nostradamus dunkle Epigramme über die verröchelnde Zeit unseres Hieniedenseins raunt.Der brennende Dornbusch: Die Erscheinung. Bei den Einstürzenden Neubauten als aufgeplusterter deutscher Weihnachtsbaum.Zeugen Jehovas: Siehe auch > Apokalypse. Nachdem der prognostizierte Weltuntergang nicht stattgefunden hat, haben die Einstürzenden Neubauten erkannt, dass sie sowieso in ihrer eigenen Kirche spielen. Sie müssen nichts mehr erklären. Siehe auch > Papsttum.

Papsttum: Die Einstürzenden Neubauten sind die Einstürzenden Neubauten. Als selbstreferenzielles System keine Schule, sondern amtswaltend durch eigene Segnung.Ewigkeit: Aber immer. Das neue Album der Einstürzenden Neubauten nennt sich „Perpetuum Mobile“.

Gottesdienst: Aufgegospelter Rumorismus, toller Industrial-Soul. Am Samstag um 20 Uhr im Tempodrom.

Gott: Ist in den kleinsten Dingen. THOMAS MAUCH