Statt Antibiotika

Dr. Anke Gauger war an einer Studie zur Wirkungsweise der silberbeschichteten Kleidung maßgeblich beteiligt

taz: Was war der Ausgangpunkt der Studie?

Anke Gauger: Wir wollten den antimikrobakteriellen Effekt von Silber auf der Haut feststellen und sehen, ob und inwieweit das die Hautekzeme beeinflusst. Beim Neurodermitiker ist das Problem nicht nur die juckende, trockene Haut, sondern die Gefahr einer Superinfektion durch Bakterien. Diese zu reduzieren ist im Interesse des Patienten.

Wie wirkt die Kleidung?

Es ist bekannt, dass Silberionen Bakterienwände zerstören. Das heißt, es kommt zu einer Reduktion der Keimzahl auf den betroffenen Hautstellen und zu einer Verbesserung des Hautbildes. Die trockenen Hautstellen der Neurodermitiker werden nicht verbessert, auch ist die Kleidung keine Alternative zur normalen Therapie. Sie ist aber eine sehr effektive Zusatzmöglichkeit, aufgekratzte und wunde Haut schnell zu beruhigen und eine antiseptische Wirkung herbeizuführen.

Welche Erfolge hat sie gebracht?

Zunächst wohl, dass die Patienten die Kleidung gern tragen. Was den Ekzemstatus angeht, wurden die Bakterien weniger, und dadurch gingen Hautrötungen und Juckreiz zurück, doch die Ekzeme verschwanden nicht.

Gibt es Nebenwirkungen?

Die Kleidung hat keine Nebenwirkungen, obwohl bisher Untersuchungen ausstehen, inwiefern Silberionen in das Blut übergehen. Da es aber schon lange bei Wundverbänden verwendet wird, ist das an sich nicht zu erwarten. Eine Nebenwirkung ist die schmälernde auf den Geldbeutel des Patienten. Allerdings muss man berücksichtigen, dass es bei Erwachsenen wohl eine einmalige Anschaffung ist. Da die Kleidung bis zu tausendmal gewaschen werden kann, hält sie einige Zeit.

Wird in dieser Richtung weitergeforscht?

Sicher, es gibt Versuche, die Kosten der Kleidung zu senken. Manche Firmen experimentieren zurzeit mit speziell behandelter Seidenkleidung, die ebenfalls antiseptisch wirken soll und einiges günstiger wäre. Allerdings gibt es dazu noch keine klinischen Erfahrungen.

INTERVIEW: MARIA LESHER