WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Diese Woche ist die Woche des linken, des roten, ja des revolutionären Mittwochs! An diesem Tag treten an im Ring der linken Befindlichkeiten einmal Praxis und dreimal Theorie. Wer wird obsiegen? Und wer kriegt den Knock-out? Fangen wir mit der Praxis an: Am U-Bahnhof Eberswalder Straße beginnt um 17 Uhr die Demo „Den Haushalt kippen – Alle für Alle!“ Das Motto sagt, worum es geht, jede Berlinerin, die in ihre Taschen schaut, jeder Student, ja sogar einige Bänker, die ihr Konto checken, spüren, was gemeint ist. 18.30 Uhr ist Abschlusskundgebung am Roten Rathaus. Theorie 1 dann im HAU II: Thomas Seibert und die von vielen als neue Hoffnung am Linksdenkerhimmel verehrte John Holloway stellen die schöne Frage „Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen?“. Holloway sagt, das ginge. Seibert zweifelt. Nicht nur er. Dass die wendigen Neosozialdemokraten von Attac Mitveranstalter sind, sagt ja schon einiges. Im Kato wird währenddessen „Kriegsrat“ gehalten. Vor rund einem Jahr, kurz vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen in den Irak, stritten sich Thomas Uwer und Thomas Ebermann für die Jungle World über den Sinn des Kriegs, über die Aktionen der Friedensbewegung und über die neue antiamerikanische Sendung vieler Linken in Deutschland. Nun wird die Runde wiederholt, die Fragen „Was hat sich verändert? Wer hat sich geirrt? Hat sich die Lage im Irak verbessert? Wer trinkt das Öl aus den Pipelines?“ werden erneut aufgerollt und überprüft. Wer sich für das Spektakel interessiert und für Kultur – verzeih, Guy –, der wird bei der Buchvorstellung „Guy Debord – Die Revolution im Dienste der Poesie“ im Roten Salon der Volksbühne von und mit Vincent Kaufmann gut bedient werden. Zudem, und das geschieht ja nicht eben oft in Berlin, wird es viele Ausschnitte aus Debords Filmen zu sehen geben.