Steffels langer Arm: CDU wählt Zimmer

Gegner Kurth will ihn nach 17:18-Niederlage stützen. Seine Vertraute Grütters aber sieht verpasste Chance für die CDU

Nach seiner 17:18-Wahlniederlage gab sich Peter Kurth fair wie beim Händeschütteln vor der Entscheidung über den CDU-Fraktionsvorsitz. Die Auseinandersetzung sei zu Ende: „Nico Zimmer hat jetzt Anspruch darauf, dass ihn die ganze Fraktion unterstützt“, sagte er nach der Abstimmung im Saal 376 des Abgeordnetenhauses. Ob er beim Parteitag am 24. Mai für den Landesvorsitz antritt, will Kurth nun abwägen, „am Wochenende mit Freunden auf der Dachterrasse.“

Zwei Meter von ihm gab sich Monika Grütters, Fraktionsvize und Kurth-Vertraute, weniger Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Ich bin mir sicher, dass die CDU eine große Chance verpasst hat, die bürgerliche Gesellschaft in Berlin hinter sich zu bringen“, sagte sie mit belegter Stimme. „Zimmer hätte noch fünf bis zehn Jahre Zeit gehabt, bevor er antritt. Und die wird er auch brauchen.“

Knapp eine Stunde hatten die 35 CDU-Abgeordneten zusammengesessen, bevor Nicolas Zimmer als ihr neuer Chef vor die Saaltür trat. Trotz des knappen Ergebnisses sah er die Fraktion nicht gespalten: Die Abgeordneten hätten in der Aussprache deutlich gemacht, dass sie an einem Strang ziehen wollen.

Zimmer, bis Frühjahr 2004 gewählt, mochte sich mit Blick auf den Parteitag nächste Woche weder für Kurth noch für den Mitte-Bürgermeister Joachim Zeller als Landesschef aussprechen. „Ich kann mir mit beiden eine Zusammenarbeit vorstellen“, sagte er. Kurth hatte es auch nicht zum Sieg verholfen, dass er in Saal 376 anbot, bei einer Wahl zum Fraktionschef nicht mehr gegen Zeller anzutreten. Die Stimmung in der CDU sei nicht so, dass man bereit sei, beide Ämter in seine Hand zu geben.

Der bisherige Fraktionschef Frank Steffel, wegen seiner miserablen Umfragewerte heftig kritisiert, war am Sonntag nach zwei Jahren im Amt zurückgetreten. Seine Anhänger ermunterten darauf Zimmer zur Kandidatur, sichtlich weniger um seiner selbst willen, als um Steffels Erzgegner Kurth zu verhindern.

Zimmer, über seine Arbeit als Haushaltsexperte und sein umgängliches Wesen durchaus qualifiziert, tritt dadurch mit der Bürde an, sein neues Amt Steffel zu verdanken. Die Entscheidung sei parteitaktisch motiviert gewesen, empörte sich Grütters. Kurth war aus Wirtschaftskreisen unterstützt worden und galt als Wunschkandidat der Bundes-CDU, die dem Vernehmen nach mit Grauen auf den Landesverband schaut. STEFAN ALBERTI