Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„School of Rock“ 18. 3., 20. 3., 24. 3. im Union Filmtheater

Nur wenige Trümmer erinnern heute auf einem Gelände in Woltersdorf bei Berlin noch daran, dass dort einstmals der aus Wien stammende jüdische Produzent und Regisseur Joe May in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg versucht hatte, der amerikanischen Filmindustrie Paroli zu bieten. Als „der Welt größter Film“ kündigte die Werbung im Jahr 1921 den Zweiteiler „Das indische Grabmal“ an, für den May seinen Filmarchitekten Martin Jacoby-Boy auf dem weiträumigen Areal die gewaltigen Außenbauten errichten ließ. In prunkvollen Palästen und Tempeln, zwischen Pagoden, Türmen und Toren, siedelte May die abenteuerliche Geschichte des Fürsten von Eschnapur (Conrad Veidt) an, der – einen sinistren Racheplan gegen seine untreue Gemahlin und ihren Liebhaber hegend – einen europäischen Architekten (Olaf Fönss) nach Indien kommen lässt, um ein monumentales Grabmal zu errichten. Neben den Bauten besticht vor allem das Schauspiel Conrad Veidts: Der Mime spielt den Fürsten sehr zurückgenommen, lässt ihn kalt und hoheitsvoll erscheinen – und schon mit dem Heben einer Augenbraue oder dem Verziehen des Mundwinkels gelingt es ihm, die Stimmungen des Maharadschas anzudeuten, ihn gelangweilt oder ironisch hochmütig, hinterhältig oder verzweifelt aussehen zu lassen.

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„Viva Las Vegas!“ (OmU) 20. 3. im Arsenal 1

Über den größten Teil des filmischen Schaffens von Elvis Presley breitet man ja lieber den Mantel des Schweigens. „Viva Las Vegas!“ (1964) gehört dagegen zweifellos zu Elvis’ besseren Kinovehikeln: Zum einen zeichnet mit dem Regisseur George Sidney ein Veteran der MGM-Musical-Familienunterhaltung für den Film verantwortlich, der zumindest wusste, wie man Tanzszenen und Showeinlagen mit einem gewissen Pep inszeniert. Zum anderen gewinnt Elvis mit dem flotten Titelsong und einem guten Cover von Ray Charles’ Klassiker „What’d I Say“ musikalisch einen Teil seines einstigen Schwungs wieder. Eigentlicher Pluspunkt der Produktion ist jedoch Elvis’ charmante Partnerin Ann-Margret. Die ursprünglich aus Schweden stammende Schauspielerin sah nicht nur ungemein erfreulich aus, sie konnte auch noch hervorragend singen (hier u. a. im lustigen Duett „The Lady Loves Me“ mit Elvis) und recht gut tanzen – wäre das Musical in den 60ern nicht bereits auf dem absteigenden Ast gewesen, hätte sie in diesem Genre garantiert große Karriere gemacht.

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„Das indische Grabmal“ 21. 3. im Filmkunsthaus Babylon

Im ebenfalls recht lustigen musikalischen Kontrastprogramm „School of Rock“ von Regisseur Richard Linklater treibt dagegen der Komiker Jack Black als sagenhaft erfolgloser Gitarrist und unqualifizierter Aushilfslehrer sein Unwesen an einer teuren Privatschule und zeigt den angepassten Kids, wie man sein Leben ein bisschen nonkonformistischer als „normal“ gestalten kann. Dass er sich dabei als kindlicher als die Kinder erweist, ist der Schlüssel zum Humor dieser leicht subversiven One-Man-Personality-Show, in der Black hemmungslos eigene Vorlieben auslebt und am Ende als Verschnitt des AC/DC-Gitarristen Angus Young durch die Gegend tobt. LARS PENNING